Sonntag, 19. September 2010

Yom Kippur

Gestern war Yom Kippur, der Versöhnungstag, eigentlich der wichtigste jüdische Feiertag überhaupt. Früher wurden alle Sünden des Volkes auf einen Ziegenbock übertragen, der dann in die Wüste gejagt wurde, um dort zusammen mit den Sünden zu verenden, heute wird das ganze ein wenig anders begangen.
Was vor allem auffällt - und uns einen ziemlich ruhigen Vormittag bescherte - sind die ganzen Verbote, die es zu beachten gilt.
Verboten sind unter anderem:
- Essen
- Trinken
- Rauchen
- das Tragen von Leder (jedweder Art)
- jegliche Körperpflege, wie Duschen oder Zähneputzen
- sexuelle Handlungen aller Art
- sowie Autofahren, und traut man sich doch mit dem Auto in die falsche Gegend, wird man mit Steinen beworfen, und in dem Fall greift nicht einmal mehr die Versicherung, da ja Yom Kippur ist und damit das Autofahren verboten.

Nachdem wir jedenfalls den Morgen in einem Dorf ohne Gäste verbracht hatten, machten wir uns nachmittags auf den Weg in die Synagoge. Wir konnten mit dem Fahrrad bis nach Mazra'a fahren (denn obwohl Yom Kippur der einzige Tag des Jahres ist, an dem zum Beispiel auch der Faisal geschlossen haben muss, fuhren die Araber in ihrem Dorf trotzdem noch gelegentlich Auto), von dort wanderten wir in die Synagoge nach Nahariyya, und da ja keine Autos fahren durften, konnten wir bequem auf der Autobahn laufen.



Die Synagoge war schon recht gut gefüllt, als wir dort ankamen, und viele von den Juden waren schon den ganzen Tag dort, denn allein das Morgengebet am Yom Kippur dauert zwischen 5 - 7 Stunden. Sie tragen dabei die Tallit, den jüdischen Gebetsmantel (ganz in weiß), den sich die Männer manchmal auch über den Kopf ziehen und rhythmisch wippend beten. Der Frauenbalkon, auf dem ich stand, wurde immer voller und voller, und wir vermieden es tunlichst, andere Leute anzugucken, wenn sie laut beteten oder sangen, denn macht riecht es ganz eindeutig, wenn sich jemand den ganzen Tag über nicht die Zähne putzen darf. Wir verbrachten dann auch nur gute anderthalb Stunden in der Synagoge und machten uns danach wieder auf den Rückweg, immerhin mussten wir nach Hause kommen, bevor die Autobahn wieder zur Autobahn wurde.
Und jetzt ist unser Technischer Service schon fleißig dabei, die Sukka für Succoth aufzubauen, denn in drei Tagen kommt schon wieder der nächste Feiertag. Das ist wirklich mal ein guter Monat für israelische Schulkinder, die können eigentlich auch ganz zu Hause bleiben.

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