Gewandert bin ich in den letzten Tagen auch hier, aber nichts morgens, wenn es kühl war, sondern zu allen anderen möglichen Zeitpunkten. Donnerstagnachmittag waren wir in Monteforte, angeblich steht da eine alte Kreuzfahrerfestung, aber die haben wir immer nur von ferne gesehen, während wir den Rest des Tales erwandert haben. Wir wollten nach unten, dahin, wo das Wasser war - und als wir fast unten im Tal waren, sind wir misstrauisch geworden, dachten: Nein, das kann unmöglich der richtige Weg sein, sind umgekehrt und haben den blauen Wanderweg genommen (in diesem Falle hat die Markierung BLAU anscheinend nichts mit WASSER zu tun). Die nächsten 2 1/2 Stunden kletterten wir also munter über Stock und Stein, bis wir schließlich doch noch unten ankamen und kurz ins Wasser hüpften. Dann fiel mir auf, dass ich weder trockene Sachen noch ein Handtuch eingepackt hatte, ich musste also alles wieder über den nassen Bikini ziehen und den Rest des Weges so antreten, und das ging ganz fix, die Sonne war nämlich kurz vor dem Untergehen (das passiert hier in Israel schon gegen 20 Uhr und in einem rasanten Tempo), und unsere Chancen standen schlecht, ohne Sonne unverletzt wieder am Parkplatz anzukommen: wir hetzten also in vierzig Minuten den Berg wieder hinauf und kamen gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang oben an.
Am nächsten Tag hat es mich ins Wadi Yehudiya verschlagen, einer "Wanderung", bei der man Teile des Weges nur schwimmend (samt Kleidung, Schuhen und Rucksack) antreten kann. Beispielsweise mussten wir erst eine neun Meter lange Leiter herunterklettern, von der letzten Sprosse ins Wasser springen (das ist da nämlich bereits so tief, dass man nicht mehr stehen kann) und den See durchschwimmen, nachdem man von seinem sich schnell mit Luft füllenden Rucksack wieder an die Oberfläche gezogen wird.
Vier Stunden also verbrachte ich damit, mit den Füßen auf einem fünf Zentimeter breiten Felsensims zu balancieren, während ich mich mit den Fingerspitzen an glühendheiße Metallstäbe, die in den Felsen eingelassen waren, klammerte. Aber ich muss sagen, es hat sich gelohnt, wer mich besucht, muss die Wanderung mit mir machen, ihr seid gewarnt (:
Abends wollten wir dann mit dem NesBus nach Ein HaMifratz fahren, das ist ein Kibbutz in der Nähe von Akko, in dem eine unserer Sekretärinnen lebt, und in dem an diesem Abend eine JamSession war. Leider hatte der Bus an diesem Tag seinen vorerst letzten Schnaufer getan und war am See Genezareth liegengeblieben (worauf neun der beteiligten Insassen, davon vier kleine Kinder, per Anhalter zur nächsten Bushaltestelle bzw. ganz nach Nes Ammim zurücktrampen mussten). Flugs wurde also umgesattelt, nun musste das Auto herhalten, und nachdem vier Leute noch kurzfristig abgesprungen waren, war ich auf einmal die einzige, die fahren durfte. Nachdem ich also die ersten Kilometer während des Fahrens noch herauszufinden versuchte, wo man denn nun das Fernlicht an- und ausschaltet, wie genau die Klimaanlange bedient wird und Deborah auf dem Beifahrersitz mit meinem unverständlichen aber eindeutig hochpanischen Gebrabbel genervt hatte, kamen wir tatsächlich irgendwann an. Das Glück war uns auch gewogen, der Verkehr ist am Shabbat relativ beruhigt, und ich war in der Lage, mir die einzigen beiden Verkehrsregeln, die es in Israel gibt (Halten an Stopschildern und roten Ampeln) zu merken. Es wird lustig für alle, die nach einem Jahr wieder in Deutschland mit mir Auto fahren werden. Den Schulterblick gibt es hier nur, wenn man was in seiner Handtasche auf dem Rücksitz sucht.
Die JamSession war jedenfalls richtig chillig, wir saßen draußen und haben der Band zugehört, die immer nach Reggae klang, egal ob sie Bob Marley oder die BlackEyedPeas spielten, und auch die kurze Unterbrechung durch den Aufmarsch der Polizei (die Besitzerin des Kibbutz-Pubs war beledigit, weil alle draußen auf der Wiese saßen anstatt bei ihr und erstattete deswegen mal flugs Anzeige wegen Ruhestörung) konnte das Ganze nicht wirklich stören.
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