Auch ansonsten geht es hier hoch her, ihr habt bestimmt von den Raketenangriffen auf Eilat und Aqaba und dem Zwischenfall an der libanesischen Grenze gehört. Ich habe das vor allem gestern mitbekommen, als ich Leuten im Guesthouse neue Handtücher bringen musste (während meiner Arbeitszeit an der Rezeption, wohlgemerkt, nicht im Housekeeping. Ich musste ihnen sogar einen Kühlschrank die Treppe hochschleppen), sie hatten ihren Fernseher laufen, und die Nachrichten sind voll davon. Manche Leute hier sind sehr besorgt und fürchten einen neuen Krieg, aber insgesamt scheint sich die Lage wieder beruhigt zu haben, kein Grund zur Sorge also. Angeblich haben aber gestern Abend die anderen Volontäre, die nicht arbeiten mussten und abends draußen saßen, gehört, wie israelische Kriegsschiffe auf dem Meer Warnschüsse abgefeuert haben. Aber wie gesagt, keine Sorge, hier geht alles seinen gewohnten Gang, und langsam kommen immer mehr Volontäre für die nächste Zeit an, auch wenn viele Short-Termer sind und nur für zwei bis drei Monate bleiben.
By the way... I was crossing Jordan.
... das habe ich im wörtlichen (Überquerung des Jordan) und nicht im übertragenen Sinne (sterben/aus der Sklaverei ins Land der Freiheit fliehen/ vgl. diese Fernsehserie über eine Pathologin namens Jordan) getan. Ich war mit drei anderen Nes Ammimern auf den Weg zur Wadi-Wanderung, als ich vor der Jordan-Brücke aus dem Auto geschmissen wurde und sie zu Fuß überqueren musste (eine Art inoffizieller Aufnahmeritus). Auf der einen Seite war es schon irgendwie ein erhebendes Gefühl, über dem Jordan zu stehen, aber andererseits musste ich erst mal eine ganze Weile angestrengt nach unten starren, bis ich das kleine Bächlein mit Touristen in Kanus als Jordan identifizieren konnte, er war nämlich halb vom Schilf verdeckt. Überhaupt war unsere Wadi-Tour sehr lustig, sie führte die ganze Zeit durch ein Flussbett, das mal knöcheltief mit Wasser gefüllt war, bis hin zu den Stellen, an denen man schwimmen musste - samt Rucksack und Kleidung. An meiner Fertigkeit, Lebensmittel wasserfest in Plastiktüten einzupacken, muss ich eindeutig noch arbeiten, mein Mittagessen ist nämlich im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen.
Am Tag danach hatte ich das volle Kontrastprogramm: wir sind nach Bet Sche'an gefahren, eine Ausgrabungsstätte, die ungefähr eine halbe Stunde von Tiberias am See Genezareth entfernt ist. Weil man sich dort ungefähr 200 Meter unter dem Meeresspiegel aufhält, steht die Luft - und das bei 45 Grad. Unser Grüppchen war auch das einzige dort (übrigens sehr lustig: ich bin mit einer meiner Lehrerinnen dor gewesen, die habe ich überraschend hier getroffen, weil sie ihren Bruder besucht, der das letzte Jahr über hier war und bald wieder nach Hause geht. So klein ist die Welt), alle anderen Touristen schienen nicht in der prallen Sonne das Amphitheater besichtigen zu wollen.
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