Um die holländischen Steuerzahler dafür zu belohnen, dass sie eine Botschaft in Israel unterhalten müssen, findet dort jedes Jahr am Koninginnedag (oder zwei Tage früher, wenn der Tag andernfalls auf einen Shabbat fallen würde) ein Empfang fur alle holländischen Staatsbürger in Israel statt.
Das wollten sich die Nes Ammimer natürlich nicht entgehen lassen, und zwar auch manche Deutsche nicht, was fur allerlei Streitigkeiten sorgte, da gewisse Holländer einen Riesenaufstand schoben und wirklich wütend waren, dass es jemand wagen wollte, ihre Landesfeier zu infiltrieren. Obwohl ich ihre Reaktion und die darauffolgenden Anfeindungen leicht ubertrieben fand, war ich trotzdem der Meinung, dass sie eigentlich Recht hatten; immerhin gibt es auch Seminare fur deutsche Volontäre in Israel, und da sind die Holländer schließlich auch nicht zugelassen.
Wie es der Zufall so wollte, war ich dann trotzdem die einzige Deutsche, die das Ende des Abends auf dem Koninginnedag in der Botschaft in Herzliyya verbrachte. Annemarie & Frans, unser Pastorenehepaar, mussten den Tag wegen einer Konferenz in Jerusalem verbringen und nahmen mich und Christine spontan mit, weil sie noch Plätze im Auto frei hatten. Am späten Nachmittag machte sich Christine per Bus auf nach Herzliyya, während ich noch uber den Mahane-Yehuda-Markt in Jerusalem strolchte (den wir übrigens schon seit August gesucht, aber erst per Zufall auf dem Weg zum Busbahnhof gefunden hatten). Dann sammelten mich Annemarie & Frans an einer Tankstelle im Stadtzentrum auf - und die beschlossen dann, noch dem Käse und Hering zu Leibe zu rücken, den die hungrige Meute in der Botschaft bisher nicht verdrückt hatte.
Zitat Frans: "You can just join us, but you have to face the rage of J."
Die meisten Leute haben sich jedoch gefreut mich zu sehen, vor allem, weil ich ihnen gleich ein patriotisches Zij is ook mijn koningin! entgegenschmette, was fur gewisses Amusement sorgte, denn so nationalistisch ist eigentlich kein Holländer. Ich bekam ein Glas Wein in die Hand gedrückt und Chiel riss sich sogar aus seiner Unterhaltung mit dem Botschafter, um mir ein gerettetes Stück holländischen Käses in einer Serviette zu überreichen und sich dann mit mir - trotz meines Protestes - auf Heringsjagd zu begeben. Auch meine Erleichterung angesichts des leergeräumten Fischbuffets hielt nicht lange an, er schleppte mich erst zu den Kellnern, um nach mehr Hering zu fragen, und bugsierte mich dann kurzerhand in die Küche, um sein Anliegen direkt beim Koch vorzutragen. Der holte auch gleich eine ganze Box Hering aus dem Kühlschrank und stellte sie mit einer Schachtel Zahnstocher vor mir auf den Tisch.
Eindeutig nicht meine Sache, aber mir wurde versichert, dass sich mein Holländisch hinterher hörbar verbessert hat:
De kaas was heerlijk, maar ik hield echt niet van de Haring.
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