Sonntag, 12. Dezember 2010

Das ist Israel, Baby!

Jetzt hat uns der Regen.
Während Freitagmorgen noch die Sonne schien, änderte sich das Wetter relativ unauffällig über mehrere Stufen zum Fast-Weltuntergang: sonnig-warm, sonnig-windig, grau-windig, windig-kalt, donner-windig, REGEN. Und seitdem hat es nicht mehr aufgehört. Die Wege stehen unter Wasser, der Eingang vom Bathcontainer sowieso, und es ist bitterkalt. Mittlerweile fällt ein bis zwei Mal am Tag der Strom aus (bisherige Höchstdauer: sechs Stunden), und das wird angeblich die nächsten drei Monate auch so bleiben. Da weiß man ja, worauf man sich freuen kann.
Der TS hat uns jetzt Gasheizer vorbeigebracht, aber als Matze versucht hat, meinen anzuschließen, mussten wir feststellen, dass weder der Gasheizer noch mein Gasanschluss funktionieren, was jetzt zur Folge hat, dass es sehr kalt ist und meine ganze Baracke nach Gas riecht, weshalb ich alle Türen und Fenster aufreißen musste, wodurch es natürlich noch kälter wird. Zum Glück hat meine Oma mir Wollsocken geschickt.

Ansonsten ist der Dezember ja ein relativ feiertagshaltiger Monat, und da nehmen wir alles mit, was uns geboten wird.
Erst haben wir Sinterklaas gefeiert, mit einem Haufen Schuhen auf der Bartheke, heißer Schokolade, Pepernoeten (sowas wie Pfeffernüsse, was allerdings am Ende in einer Pepernoeten-Schlacht im Moadon ausartete), holländischen Sinterklaas-Liedern und einem Sinterklaas, dem alle dreißig Sekunden entweder Hut oder Perücke über die Augen rutschten, und zwei sehr schwarzen Zwartje Piets.



Außerdem wird an Sinterklaas gewichtelt, nur verlangt die Tradition, dass man der zu beschenkenden Person noch ein Gedicht schreibt.
Nicht für ein Geschenk gedacht, aber ausgelöst durch eine erhitzte Debatte mit mehr oder weniger erbosten Holländern, nachdem wir es gewagt hatten, im NineDoors einen Film auf Deutsch zu gucken:

dutch sucks .
it sounds like fucking ducks.
it's spoken by all fools -
but german - yeah - that rules!



Einen Tag später waren wir im Altersheim in Shave Ziyyon, um mit den Leuten dort und einem Haufen Besucher Chanukka zu feiern. Es war wirklich nett, und ich habe festgestellt, dass es ein Chanukka-Lied auf die Melodie von TOCHTER ZION gibt (es geht allerdings um den Sieg des Makkabäeraufstandes, ist also nicht ganz so friedfertig. Die Holländer benutzen die Melodie übrigens auch, nur für ein Osterlied. Wenn jemand weiß, wer zuerst mit der Idee aufkam: ich bin für jeden Vorschlag dankbar). Hinterher haben wir noch mit ihnen zu Abend gegessen, und an Chanukka wird JEDES Gericht traditionellerweise frittiert, um an das Wunder zu erinnern, dass das Öl für das Licht im Tempel für acht Tage reichte anstatt nur für einen, wie erwartet. Zum Nachtisch gab es sogenannte Sufganiyot, das erinnert an Berliner, und wenn man draufdrückt, tropft unten das Öl raus. Beiläufig wurde uns mitgeteilt, dass ein Stück davon 500 Kalorien hat, und auf der Rückfahrt im Auto jammerte Jilke: "Als ich Anna-Sophie letzte Woche zur ihrer Chanukka-Feier in die Schule begleitet habe, habe ich FÜNF STÜCK davon gegessen! Das wusste ich doch nicht!"
Also keine Sorge, unser Kalorienbedarf wird hier trotz der Kälte gedeckt. Wo wir gerade davon sprechen... vielleicht sollte ich meine Tür mal wieder zumachen.
Eisige Grüße!

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