Montag, 29. November 2010

1. Advent

Nachdem also mein Freitag und mein Samstag buchstäblich ins Wasser gefallen waren (ich hab mich nochmal erkundigt, das ist eindeutig nicht normal, kommt aber vom Klimawandel, wenn ichs richtig verstanden habe), hatte ich eigentlich keine Lust, mir den Sonntag auch noch versauen zu lassen. Ursprünglich war eigentlich ein Ausflug zum Plaza Mayor mit Fabiana geplant, aber die sass irgendwie bei ihrer Oma fest, und Laurin, der noch bei ihr war, schlug vor, dass ich ihn besuchen könnte. Und nachdem ich meine Mails gelesen hatte, war mir aufgefallen, dass ja 1. Advent ist (was mir meine Gastmutter zuerst gar nicht glauben wollte, weil sie der Meinung war, dass der 1. Advent der erste Sonntag im Dezember ist) und nachdem ich einer Weile grübelnd vor unserem Küchenfenster stand ('es kann nicht der erste Advent sein, wenn ich da draussen auf Meer und Palmen sehe') beschloss ich, Laurin vorzuschlagen, Weihnachtsplätzchen zu backen. Nachdem wir also alles abgeklärt hatten (wie komme ich hin? wie komme ich wieder zurück? Was mache ich, wenns regnet?) brachten mich meine Eltern und meine Oma (ich verstehe immer noch nicht, wieso hier immer die komplette Familie mitgeschleift wird, wenn man jemanden abholt oder etwas zu besorgen hat) zu Laurin, was schon ein Stück weg von uns ist (so eine gute halbe Stunde.)
Ich hatte ein paar Rezepte im Internet gesucht und so überlegten wir dann, was es in der Küche alles gab- für improvisierte Vanillekipferl hat es gereicht.
Wir mischten dann also Mehl, Ei, normaler- statt Puderzucker, so Vanilleextrakt statt Vanilleschote zusammen (Laurin: und das soll einen Teig geben?' Sofia:'Naja, das steht da... ach, wir haben die Butter vergessen.') und als wir seine Mutter nach Butter fragten, drückte sie uns einen Pott voll Margarine in die Hand, die sich allerdings nach näherer Betrachtung als salzig rausstellte-hier ist alles Butterähnliche salzig.
Sofia: 'Und jetzt?'
Laurin: 'Keine Ahnung'
Sofia: 'sollen wirs probieren?'
Laurin: 'Du bist der Chef'
Danach näherte es sich doch einer Teigform an, die wir dann in den Kühlschrank gelegt haben und uns zuerst mal ans Internet gesetzt, um vielleicht Rezepte für Kekse ohne Butter zu finden. In einem Forum bekamen wir dann die hilfreichen Tipps Motoröl und Handcreme (so ein Mist, dass ich meine Handcreme gerade heute nicht dabei hatte) und irgendwann fiel mir ein, dass ich ja auch ein Rezept ohne Butter hatte- für Joghurtkekse, die allerdings in der Pfanne fritiert werden mussten. Was sich ja schon mal nicht unbedingt nach Weihnachtsplätzchen anhört. Aber naja, da wir ja nicht wussten, ob die Vanillekipferl erträglich sein würden, beschlossen wir, es auszuprobieren, zufälligerweise fanden wir im Kühlschrank sogar Joghurt, den wir dann mit Mehl, Limonensaft (aus Mangel an ordentlicher Zitrone) und ein bisschen Zucker zusammenkippten und versuchten in der Pfanne zu fritieren. (Laurin: 'Bist du sicher, dass das klappt?' Sofia:'äh, nein.' Laurin: 'okay, du bist der Chef')
Naja, es klappte nicht. Um die doch recht flüssige Masse noch zu verwerten, kippten wir noch etwas mehr Mehl dazu und strichen sie in eine Kuchenform, um sie dann spáter in kleine Stückchen zu zerschneiden und als deutsche Plätzchen auszugeben. Das nächste Problem war dann der Ofen. Da hier wegen Stromausfallgefahr die meisten Leute mit Gas kochen, wussten wir zuerst einmal nicht, wie wir den Ofen zum laufen bringen sollten. Da die Mutter ausgeflogen war, fragten wir die Oma, die einen etwas an eine alte Schildkröte erinnert hat und die sehr undeutlich redet, weshalb wir zuerst gar nicht verstanden haben, was sie wollte, was wir dann aber letztendlich verstanden haben, war, dass wir nur vorsichtig sein sollten, damit 'der Witz hier nicht explodiert.' nach dieser erheiternden Aussage schoben wir also schnell den Pfluchen (Plätzchen+Kuchen) in den Ofen und machten uns möglichst weit davon entfernt an die Arbeit, aus dem Vanillekipferl-Teig kleine Hörnchen zu formen. (was auch mehr oder weniger gelang) Das ganze schoben wir dann auf einem Ding in den Backofen, eigentlich war es nur eine Eisenplatte, auf die wir Alufolie gelegt hatten. Zum Glück tauchte dann auch die Mutter auf, die uns mit dem Ofen weiterhalf und die Flamme ein bisschen höher stellte (es wird tatsächlich über Feuer gebacken) und nach einer Weile holten wir unter einigen Problemen das Ding mit den fertigen Vanillekipferln wieder aus dem Ofen. Der Pfluchen hatten sich inzwischen zu einer Pflase verwandelt, die wir dann auch irgendwann von der Flamme holten und zuerst einmal abkühlen liessen. Danach kam die zweite Pfuhre Vanillekipferl in den Ofen und wir reichten der Oma und ihrer Freundin, der Nachbarin, die jeden Abend zum Dominospielen vorbeikommt, einen Keks. Ausserdem fragten wir Laurins Mutter, ob sie mir ein Taxi rufen könne, weil meine Eltern meinten, dass sie das machen soll, bei einer Linie, die sicher ist (es war inzwischen schon nach sechs, das heisst, dunkel. Geregnet hatte es zum Glück nicht.) Das Problem war aber, dass Laurins Mutter quasi nie das Taxi nimmt, weshalb sie bei der Auskunft angerufen hat, um eine Nummer zu erfragen. Letztendlich hatte sie drei verschiedene Taxilinien und bei keiner ging jemand ran und am Ende rief sie beim Schwager von einem Bekannten an, oder so in die Richtung. In der Zwischenzeit probierten wir den Pfluchen und beschlossen, dass das Experiment eindeutig missglückt war, aber immerhin waren die Vanillekipferl geniessbar (auch wenn sie eindeutig nicht nach Vanillekipferln schmecken. Sondern irgendwie seltsam. Aber was solls)
Kurz vor sieben kam dann auch der Mann in seinem Auto, das man fast als Antiquität durchgehen lassen könnte und in dem man auf gerader Strecke unglaublich durchgeschüttelt wird, aber letztendlich kam ich dann doch wohlbehalten bei mir daheim an, hab dem Security-Mann einen Keks angedreht und hatte doch noch einen netten 1. Advent.

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