Fünf Freunde und die Abenteuer im Dachgarten-Jaipur
Schon auf der Busfahrt zu unserer nächsten Station merkten
wir, dass uns etwas ganz besonderes bevorstand. Das lag weder an unserem
klapperigen Bus noch an der lauten Musik, die die Fahrer die ganze Nacht lang
abspielten und auch nicht an den vier Stunden Verspätung. Nein, wir verbrachten
die meiste Zeit damit, aus dem Fenster zu schauen. Und wer mal nicht aus dem
Fenster schaute, der wurde von den anderen schleunigst darauf aufmerksam
gemacht, dass sie schon wieder ein Kamel gesehen hatten! Unsere nächsten drei
Ziele lagen in Rajasthan, dem Wüstenstaat Indiens. 57% der Fläche Rajasthans
sind von der Wüste Thar bedeckt. Die Hauptstadt Jaipur liegt allerdings noch
nicht in der Wüste und ist vor allem eins: eine große Stadt. Dank einer
Empfehlung beschlossen wir, unsere Nächte in Tony's Guest House zu verbringen.
Wie sich bald herausstellen sollte, war das ein absoluter Glückstreffer. Wir
übernachteten für 150 Rupien pro Person (das sind ungefähr 2,50€) und es gab
kostenlosen Chai. Das meiste Leben spielte sich auf der Dachterasse ab, wo sich
die Mitarbeiter des Hostels die meiste Zeit aufhielten und ganz tief
entspannten. Alle hatten alle lieb, wir trafen auf viele interessante Leute und
es kam zu vielen Gesprächen. Von dieser Dachterasse wollte man am liebsten gar
nicht mehr runter, was auch dazu führte, dass am ersten Tag außer einem
Kinobesuch nichts mehr drin war.
Am nächsten Tag kam (neben einigen
Shoppingtouren) mein Jaipur-Höhepunkt: das Fort Amber. Schon auf der Fahrt
dorthin begegneten wir Elefanten, die einfach so über die Straße liefen. Schon
von unten konnte ich mich an dem Fort mit seinen Winkeln und Türmchen kaum
sattsehen, das sich auf einem Hügel erhebt. Innen ließen wir uns einfach
treiben- alles andere war auch unmöglich. Das Fort ist so verschachtelt und
unübersichtlich, dass wir komplett die Orientierung verloren. Ich genoss das
Gefühl und versuchte mir vorstellen, wie hier die Maharajas von Jaipur gelebt
haben, wie die Kinder in den Ecken verstecken gespielt haben, wie die Frauen
von oben das Treiben auf dem Hof beobachtet haben. In diesem Fort gar nicht so
schwer vorstellbar!
Ansonsten verbrachten Annika und ich wie oben schon erwähnt
noch viel Zeit mit Einkaufen, während drei Fünftel der Fünf Freunde
gesundheitlich ausgeknockt waren und deshalb noch viel mehr Zeit als ich auf
der Dachterasse verbrachten.
Annika und ich auf der Dachterasse |
'Typisch indisch...' |
Fünf Freunde und die Fata Morgana-Jaisalmer
Unser nächster Stopp war Jaisalmer, eine Wüstenstadt in der
Wüste Thar, die sich als einzige Erhebung schon von weitem wie eine Fata
Morgana aus der ansonsten flachen Landschaft erhebt.
Jaisalmer ist ein einziges
Freilichtmuseum: wie so viele Städte in Rajasthan gibt es auch hier ein Fort,
das allerdings am Anfang quasi das ganze Dorf beherbergte. Mit der Zeit wurde
das Fort zu klein, weshalb sich die Leute auch außerhalb ansiedelten. Im
Gegensatz zu den meisten anderen Forts ist das in Jaisalmer durchaus noch
bewohnt und hat dadurch seinen ganz eigenen Charme. Auch das Städtchen
außenherum gehört wohl zu den schönsten Städten, die ich je gesehen hab:
schmale Gässchen zwischen mehrstöckigen Häusern, von denen die meisten
unglaublich kunstvoll verziert sind. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie aus
Holz, dabei sind all die feinen Verzierungen aus Sandstein.
Von Jaisalmer aus
startete auch einer der Höhepunkte unserer Tour: eine Kamelsafari durch die
Wüste Thar. Leider hatten sich Fiona und Anna-Lena gesundheitlich noch nicht
erholt, dass sie statt in die Wüste zum Arzt fuhren und nur Daniel, Annika und
ich uns auf den Weg machten. Die Wüste Thar ist, zumindest dort wo wir sie
kennengelernt haben, nicht so wie man sich eine Wüste vorstellt (also mit nur
Sand), sondern mehr eine sandig-steinige Mondlandschaft, in der ab und zu mal
ein Strauch wächst.
Pappu: ist er nicht hübsch? |
Jeder hatte ein Kamel, wobei aus unerfindlicher Logik
Daniel das Babykamel abgekriegt hatte und ich das mit Abstand größte (unser
Kamelführer bereute das wohl schon nach dem zweiten Stopp: er musste mir immer
hochhelfen, weil ich alleine nicht auf den Sattel kam). Trotz allem war mir mein Kamel auf Anhieb sympathisch, es hieß nämlich Pappu. Wir ritten also
gemütlich daher, ein Kamel geführt von unserem Kamelführer, eins wurde
angehängt und das kleinste von einem Jungen geführt (angeblich hatte er gerade
Ferien). Ab und zu machten wir einen Stopp, um die Kamele zu tränken, eine
ausgedehnte Mittagspause mit Mittagessen und einen Besuch in einem der Dörfer.
Schön war die Nacht, die wir in der (weit und breit einzigsten) Sanddüne
verbrachten und einfach so unter freiem Himmel schliefen. Es regnete sogar ein
bisschen! Wir schauten in die Sterne und dachten uns Geschichten aus, am
nächsten Morgen wurden wir mit Chai geweckt.
Auf dem Rückweg durfte ich sogar
mal alleine reiten (er drückte mir die Zügel in die Hand und meinte, wenn ich
nach rechts will, soll ich am rechten ziehen, wenn ich nach links will, am
linken, für stopp an beiden. Allerdings war ihm wohl nicht aufgefallen, dass
die Zügel irgendwie verknotet waren… zum Glück konnte das Kamel den Weg
auswendig und ich musste gar nichts machen.) Ich habe die Tour sehr genossen,
natürlich hat es Spaß gemacht, auf dem Kamel zu reiten (auch wenn ich am
zweiten Tag doch ziemlich Schmerzen hatte) und so die Landschaft anzuschauen.
Besonders gefallen hat mir jedoch die Stille: das kennt man aus Indien gar nicht.
Wenn mal kein Fernseher läuft, kein Laster hupt, kein Mofa knattert, keine Kuh
muht, keine Nachbar diskutieren, dann ist doch meistens noch das Gebrummel des
Ventilators im Hintergrund. In der Wüste war es so leise, dass man die Kamele
kauen hören konnte.
Pappu und ich: die Familienähnlichkeit ist unverkennbar |
Fünf Freunde und die Suche nach der Romantik-Udaipur
Nachdem die Fünf Freunde sich nach dieser Trennung
wiedergefunden hatten, ging es weiter nach Udaipur, auch bekannt als
romantischste Stadt Indiens. Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr mich das in
Verzückung geraten ließ… nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich so
unromantisch bin, aber ich konnte Udaipur wirklich nicht so viel abgewinnen.
Ich musste gerade wirklich überlegen, was wir in Udaipur so gemacht
haben: wir waren shoppen und saßen im Café. Dann sind wir noch mit einem Boot
über den See gefahren. Das wars quasi. Wirklich schön war der Sonnenuntergang, den
wir von einem Rooftop aus beobachtet haben.
Ach ja, mein persönliches
Udaipur-Highlight war wohl, als ich mit Daniel abends noch auf dem Dach saß und
plötzlich hörte man ein Klimpern und Scheppern: unten ritt einfach mal ein
Elefant vorbei, mitten auf der Hauptverkehrsstraße! Er wich gekonnt hupenden
Bussen und Autos aus, während die Motorradfahrer um ihn herumkurvten. That's
India!
Romantischstes Daily Gruppenfoto ever... |
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