Samstag, 11. Oktober 2014

Winter is coming

Hier zur Einstimmung zum Thema Landarbeit mal zwei geschmueckte Schlepper, wie man sie hier sehr oft sieht-typisch Indien: hier werden sogar die Muelllaster bunt bemalt
Das mit den Jahreszeiten ist hier ja ein bisschen anders-letzte Woche hatten die Kinder zumindest Winterferien (das heißt nicht, dass hier jetzt Winter ist. Die Temperatur schwankt zwischen 27 Grad nachts und 35 Grad tagsüber) Die Schulen waren geschlossen und die Kinder in unserem Projekt sind nach Hause zu ihren Familien gefahren. Freiwillige, die mit Kindern arbeiten, haben also in dieser Zeit nichts zu tun, weshalb FSL ein Wintercamp organisiert hat.
Wir fuhren also für eine Woche in ein Dorf in der Nähe von Pondicherry und halfen in einem Projekt mit, in dem auch einer von unserer deutschen Gruppe platziert ist. Insgesamt waren wir acht Freiwillige aus der Region.
Das Projekt, in dem wir waren, heißt Sristi Foundation und ist wirklich etwas ganz besonderes. Die Vision des Gründers Karthik ist es, dass Menschen mit und ohne Behinderung zusammen in einem Dorf leben, das sich selbst versorgt. Karthik ist selbst in einem Waisenhaus mit ähnlichem Konzept aufgewachsen, dessen Leitung er mit 18 übernommen hat. Nebenher hat er noch Psychologie studiert und nun arbeitet er seit an einem Jahr an seinem neuen Projekt, dem Sristi Village. Das Projekt ist wie eine kleine Familie, bunt zusammengewürfelt aus verschiedensten Menschen, die zusammen leben und arbeiten. Außerdem gibt eine Schule für behinderte Kinder und ein großes Stück Land, das irgendwann einmal die Versorgung der Gemeinschaft sichern soll. Zu diesem Zweck arbeitet Charlotte, eine ältere US-Amerikanerin im Projekt: ihre Vision ist es, das Land so zu bestellen, dass es nicht nur die Ernährung sichert, sondern auch noch Geld einbringt. Um diesem Traum (der noch in weiter Ferne liegt) wenigstens ein kleines Stück näher zu kommen, waren wir da. Wir verbrachten in dieser Woche zehn Stunden unseres Tages auf dem Acker (wobei wir nur von acht bis halb elf und von halb vier bis halb sechs arbeiteten. Die restliche Zeit verbrachten wir im Schatten eines extra für uns errichteten Unterstands und schliefen, lasen oder spielten Doppelkopf).


 Die ersten Tage pflanzten wir Kokospalmen und befreiten die zum Garten auserkorene Stelle auf dem Land von äußerst lästigem Unkraut (keiner wusste genau, was das war, aber die Wurzel reicht bei manchen Pflanzen ungefähr fünfzig Zentimeter in die Erde. Wir bildeten Zweierteams und einer lockerte mit einem mehrere Kilo schweren Metallstab mit spitzem Ende die Erde auf, indem er den Stab mit Schwung in die Erde rammte und dann die Pflanze und möglichst viel der Wurzel hochhebelte. Meistens kam nur ein kleiner Teil der Wurzel mit, weshalb der zweite im Bunde dann begann, nach der restlichen Wurzel zu graben. Diese langwierige Prozedur wiederholten wir zwei Tage lang, bis der eigentlich relativ kleine Garten zumindest oberflächlich sauber war. Wie viele Wurzeln noch in der Erde stecken und wieder austreiben, wird sich bald zeigen). Die restlichen Tage streuten wir Hanfsamen auf den restlichen Teil des Landes (wie viel davon was wird, wird sich dann auch zeigen… ich bezweifle allerdings, dass die Samen, die wir wild auf die trockene und harte Erde gestreut haben, sich durchsetzen können). 


Eine andere Aufgabe war es, den Gartenbereich zu designen: Mit dünnen Ästen und Bananenblättern wurden Beete und Wege gelegt und dann besät. Die Kurven sind nicht nur aus stilistischen Gründen, sondern auch, weil Insekten nur gerade Wege gehen und deshalb so die Pflanzen nicht schädigen (laut Charlotte). 


Auch für den interkulturellen Austausch war gesorgt: neben den Bewohnern des Projekts kamen die ersten paar Tage eine komplette Schulklasse und danach immer noch ein paar Kinder aus dem Dorf, um uns zu helfen. Vor allem am Anfang war das allerdings mehr Stressfaktor als Hilfe: natürlich gab es nicht genügend Geräte und Aufgaben für vierzig Leute mehr, außerdem waren die Kinder auch viel mehr daran interessiert, uns zu fotografieren und beim Arbeiten zu beobachten, als selbst zu arbeiten. Die mutigeren der Gruppe trauten sich auch, mit uns zu reden (während wir arbeiteten). So schafften wir mit vierzig Arbeitern mehr leider nicht mehr Arbeit und jegliches System, mit dem wir den Garten bearbeitet hatten, wurde zerstört. Im Laufe der Woche wurde das aber besser, weil nicht mehr die ganze Schulklasse anrückte (ich habe sowieso nicht verstanden, was das sollte: Die Kinder haben Ferien, wieso kommen sie dann klassenweise mit Lehrer zum Arbeiten? Manche hatten sogar ihre Schuluniform an). Die Mehrheit der Kinder, die gegen Ende der Woche noch kam, war dann auch wirklich eine Hilfe und letztendlich haben wir doch einiges geschafft-es war wirklich schön, mal ein Ergebnis der Arbeit zu sehen.
Insgesamt hatten wir eine spannende, abwechslungsreiche und lustige Woche. Es tat gut, mal etwas anderes zu sehen und zu tun und es ist schön zu wissen, dass wir jetzt Teil der Sristi Familie sind. 


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