Hier zur Einstimmung zum Thema Landarbeit mal zwei geschmueckte Schlepper, wie man sie hier sehr oft sieht-typisch Indien: hier werden sogar die Muelllaster bunt bemalt |
Das mit den Jahreszeiten ist hier ja ein
bisschen anders-letzte Woche hatten die Kinder zumindest Winterferien (das
heißt nicht, dass hier jetzt Winter ist. Die Temperatur schwankt zwischen 27
Grad nachts und 35 Grad tagsüber) Die Schulen waren geschlossen und die Kinder
in unserem Projekt sind nach Hause zu ihren Familien gefahren. Freiwillige, die
mit Kindern arbeiten, haben also in dieser Zeit nichts zu tun, weshalb FSL ein
Wintercamp organisiert hat.
Wir fuhren also für eine Woche in ein Dorf in
der Nähe von Pondicherry und halfen in einem Projekt mit, in dem auch einer von
unserer deutschen Gruppe platziert ist. Insgesamt waren wir acht Freiwillige
aus der Region.
Das Projekt, in dem wir waren, heißt Sristi
Foundation und ist wirklich etwas ganz besonderes. Die Vision des Gründers
Karthik ist es, dass Menschen mit und ohne Behinderung zusammen in einem Dorf
leben, das sich selbst versorgt. Karthik ist selbst in einem Waisenhaus mit
ähnlichem Konzept aufgewachsen, dessen Leitung er mit 18 übernommen hat.
Nebenher hat er noch Psychologie studiert und nun arbeitet er seit an einem
Jahr an seinem neuen Projekt, dem Sristi Village. Das Projekt ist wie eine
kleine Familie, bunt zusammengewürfelt aus verschiedensten Menschen, die
zusammen leben und arbeiten. Außerdem gibt eine Schule für behinderte Kinder
und ein großes Stück Land, das irgendwann einmal die Versorgung der
Gemeinschaft sichern soll. Zu diesem Zweck arbeitet Charlotte, eine ältere
US-Amerikanerin im Projekt: ihre Vision ist es, das Land so zu bestellen, dass
es nicht nur die Ernährung sichert, sondern auch noch Geld einbringt. Um diesem
Traum (der noch in weiter Ferne liegt) wenigstens ein kleines Stück näher zu
kommen, waren wir da. Wir verbrachten in dieser Woche zehn Stunden unseres
Tages auf dem Acker (wobei wir nur von acht bis halb elf und von halb vier bis
halb sechs arbeiteten. Die restliche Zeit verbrachten wir im Schatten eines
extra für uns errichteten Unterstands und schliefen, lasen oder spielten
Doppelkopf).
Die ersten Tage pflanzten wir Kokospalmen und befreiten die zum
Garten auserkorene Stelle auf dem Land von äußerst lästigem Unkraut (keiner
wusste genau, was das war, aber die Wurzel reicht bei manchen Pflanzen ungefähr
fünfzig Zentimeter in die Erde. Wir bildeten Zweierteams und einer lockerte mit
einem mehrere Kilo schweren Metallstab mit spitzem Ende die Erde auf, indem er
den Stab mit Schwung in die Erde rammte und dann die Pflanze und möglichst viel
der Wurzel hochhebelte. Meistens kam nur ein kleiner Teil der Wurzel mit,
weshalb der zweite im Bunde dann begann, nach der restlichen Wurzel zu graben.
Diese langwierige Prozedur wiederholten wir zwei Tage lang, bis der eigentlich
relativ kleine Garten zumindest oberflächlich sauber war. Wie viele Wurzeln
noch in der Erde stecken und wieder austreiben, wird sich bald zeigen). Die
restlichen Tage streuten wir Hanfsamen auf den restlichen Teil des Landes (wie
viel davon was wird, wird sich dann auch zeigen… ich bezweifle allerdings, dass
die Samen, die wir wild auf die trockene und harte Erde gestreut haben, sich
durchsetzen können).
Eine andere Aufgabe war es, den Gartenbereich
zu designen: Mit dünnen Ästen und Bananenblättern wurden Beete und Wege gelegt
und dann besät. Die Kurven sind nicht nur aus stilistischen Gründen, sondern
auch, weil Insekten nur gerade Wege gehen und deshalb so die Pflanzen nicht
schädigen (laut Charlotte).
Auch für den interkulturellen Austausch war
gesorgt: neben den Bewohnern des Projekts kamen die ersten paar Tage eine
komplette Schulklasse und danach immer noch ein paar Kinder aus dem Dorf, um
uns zu helfen. Vor allem am Anfang war das allerdings mehr Stressfaktor als
Hilfe: natürlich gab es nicht genügend Geräte und Aufgaben für vierzig Leute
mehr, außerdem waren die Kinder auch viel mehr daran interessiert, uns zu
fotografieren und beim Arbeiten zu beobachten, als selbst zu arbeiten. Die
mutigeren der Gruppe trauten sich auch, mit uns zu reden (während wir
arbeiteten). So schafften wir mit vierzig Arbeitern mehr leider nicht mehr
Arbeit und jegliches System, mit dem wir den Garten bearbeitet hatten, wurde
zerstört. Im Laufe der Woche wurde das aber besser, weil nicht mehr die ganze
Schulklasse anrückte (ich habe sowieso nicht verstanden, was das sollte: Die
Kinder haben Ferien, wieso kommen sie dann klassenweise mit Lehrer zum
Arbeiten? Manche hatten sogar ihre Schuluniform an). Die Mehrheit der Kinder,
die gegen Ende der Woche noch kam, war dann auch wirklich eine Hilfe und
letztendlich haben wir doch einiges geschafft-es war wirklich schön, mal ein
Ergebnis der Arbeit zu sehen.
Insgesamt hatten wir eine spannende,
abwechslungsreiche und lustige Woche. Es tat gut, mal etwas anderes zu sehen
und zu tun und es ist schön zu wissen, dass wir jetzt Teil der Sristi Familie
sind.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen