Eigentlich fing alles schon Dienstag letzter Woche an, ich wurde ein bisschen krank, aber nicht so, dass es genug ist, nicht in die Schule zu gehen. So schleppte ich mich also Dienstag und Mittwoch zum Unterricht, was ziemlich furchtbar war, unglaublich laut und chaotisch (ich gebe zu, ich habe im Unterricht geschlafen, mich wundert aber immer noch, wie ich das geschafft habe, bei der Lautstärke und bei den unbequemen Tischen.) Mittwoch war ich dann noch endlich meine Bücher kaufen und ausserdem Sachen für ein Bioexperiment, das am nächsten Tag durchgeführt werden sollte (zum Beispiel vier Gläser Babykompott, Watte, Bier, Hefe und noch einige andere Dinge-?!) und eigentlich wollte ich Donnerstag mit Laurin, einem Deutschen aus meinem Komitee und einer Freundin von ihm ins Kino, allerdings wusste ich nicht ganz sicher, ob ich kommen kann, weil ich erstens ja angeschlagen war und mich Mittwochabend schon recht schlecht fühlte und zweitens, weil meine Gastmama meinte, dass ihre Frisöse um zwei kommt und sie nicht weiss, ob die bis um halb fünf fertig ist. Okay. Jedenfalls hatte dann die andere Freundin auf einmal auch keine Zeit mehr und so haben wir die ganze Sache verschoben. Damit fiel also ein Grund weg, Donnerstag in die Schule zu gehen (der zweite war das Bioexperiment, für das wir extra eingekauft hatten, aber der war mir dann Donnerstag um sechs Uhr morgens nicht genug) und ich verbrachte meinen Tag mit Schlafen, Tee trinken und mich selbst bemitleiden. Freitag war für meine Klasse frei, auch wenn ich nicht weiss wieso, aber das war ganz gut und ich konnte meine Grippe, die inzwischen von Kopf und Nase in Nacken und Hals gewandert war, weiter auskurieren. Okay, nachmittags wollte ich dann spontan noch Laurin besuchen, aber der wohnt leider ein Stück weg und meine Mutter hatte noch was vor und mein Vater zu arbeiten und meine Mutter wollte mich nicht im Taxi fahren lassen (was hier ganz billig ist, aber ich kann sie irgendwie auch verstehen), weshalb ich dann nur zum Farmatodo spaziert bin und etwas eingekauft habe und sonst nicht mehr weg, was aber wahrscheinlich besser für meine Gesundheit war.
Samstag sind wir dann um halb sieben aufgebrochen Richtung Caracas, haben Früstück gekauft, so kleine Pastelitos mit Käse-Kartoffel-Füllung, das war sehr lecker. Nach ungefähr zwei Stunden fiel mir auf, dass die Oma noch im Auto sass. Aha. Mit der Oma in Caracas. Meine Laune sank. Nach ziemlich genau vier Stunden Fahrt kamen wir dann an am Haus meiner Tante, von uns aus gesehen wohl am Anfang von Caracas, in einer ruhigen Gegend, die mehr mehr wie ein Dorf vorkam. Aber das war wohl nur Einbildung. Während ich duschen war, haben die anderen Essen gekauft, Hähnchen, fritierte Yucca, Avocado und kleine Arepas, und wir haben zuerst mal zu Mittag gegessen. Danach brach meine Familie auf, um das Appartment meiner Oma auszumisten, oder so ähnlich. Eigentlich war geplant, dass Dani und ich bei der Tante bleiben, aber sie wollte dann doch mit, ich aber nicht, weil das ganze wohl ziemlich staubig war und meine Grippe sich inzwischen in den Bronchien niedergelassen hatte und ich sowieso schon gehustet habe. Ich ging davon aus, dass sie schnell wiederkommen und wir dann noch irgendwas unternehmen, ich meine, immerhin war ich ja in Caracas. übringens habe ich auch einen Cousin, ungefähr 21, der allerdings erst gegen zwei aufgetaucht ist, weil er noch gepennt hat.
Tja. Das Ende vom Lied war, dass ich zuerst am PC sass und mich gelangweilt habe und mich danach in das Bett gelegt habe, dass neben dem PC stand, weil ich furchtbar müde war, und zwei Stunden gepennt hab. Irgendwann kam noch ein Freund von meinem Cousin und die zwei haben am Laptop meiner Mutter rumgebastelt und ein bisschen mit mir geredet und dann sind wir noch zum Haus von dem Freund gefahren, um irgendwelche CDs zu holen. Das Haus war allerdings fünf Minuten entfernt und es war dunkel und es sah alles nicht sehr spannend aus. Meine Familie kam so gegen halb sieben wieder und alle waren furchtbar erledigt und wir haben zu Abend gegessen und sind schon gegen neun ins Bett, wo ich zuerst zum zweiten Mal hier das Ende von einem Film namens 16 Deseos und zum dritten Mal hier den Anfang von Verwünscht gesehen habe und dann habe ich beschlossen zu schlafen, was allerdings nicht so gleich geklappt hat, weil ich ja am Nachmittag bis halb sechs geschlafen hatte.
Am nächsten Morgen haben wir gegen halb elf das Haus der Tante verlassen und sind in eine Bäckerei und haben dort im Stehen gefrühstückt und sind dann losgefahren Richtung Heimat- auf meine Frage, ob wir nicht hier irgendwas noch machen wollen, wurde gereizt reagiert. Ich meine, wir haben ja nur noch fast den ganzen Tag. Und ich bin eine Deutsche, für die Caracas so was wie eine andere Welt ist. Aber passt.
So fuhren wir also wieder nach Hause, ich war furchtbar frustriert, weil ich mir doch etwas mehr vom Wochenende erhofft hatte, als das Haus meiner Tante (ich meine, nichts gegen das Haus, das war wundervoll.) und genervt und musste mir wirklich auf die Zunge beissen, als die Oma mich zum dritten Mal innerhalb von drei Stunden gefragt hat, was das da auf meiner Stirn ist. Ja, stellen sie sich vor (die Oma wird gesiezt), das ist ein Pickel. Ja, ich weiss, ich darf nicht daran rumdrücken, dass macht die Haut hässlich. Und ich weiss auch, dass die Schuhe hechos en Venezuela sind, das haste mir jetzt schon zum sechsten Mal erzählt! Ich beschloss also die 'ich seh dich nicht, ich hab Kopfhörer auf'- Strategie anzuwenden und liess mich die ganze Fahrt über von Kurt Cobain anbrüllen, und so ging das alles einigermassen und meine Laune besserte sich, als wir noch Essen beim Chinesen holten (auch wenn das hier verhältnismässig langweilig schmeckt. Scharf wird hier nie gekocht, nirgends.)
Danach ging ich noch relativ spontan zum Geburtstag von einem AFSer (ein Venezolaner, ich hatte ihn beim AFS-Ausflug kennengelernt. Okay. Das ist übertrieben. Ich kann mich nicht erinnern, mit ihm geredet zu haben, und später hat er mich auf Facebook angefragt und mich also zu seinem Geburtstag eingeladen, das aber keine richtige Geburtstagsfeier war, sondern eigentlich einfach nur eine Reunion- also Freunde treffen.) Mein Vater brachte mich also zum Plaza Mayor, eine Art Einkaufszentrum mit Kegelbahn, Freizeitpark und allen möglichen anderen Sachen. Die ganze Sache war etwas seltsam, zuerst sassen wir ein bisschen auf einem grossen Platz herum, dann sind wir in eine Art Spielhölle für kleine Kinder (man kauft solche Chips und dann kann man Autorennen fahren und solche Sachen). Laurin war zum Glück auch da, weshalb ich nicht die einzige war, die sich etwas deplaziert fühlte. Irgendwann hatten sie fertig gespielt und wir sind Pizza essen gegangen und dann kam auch noch Fabiana und letztendlich hatten wir doch noch Spass- aber nur wir drei, mit den anderen hatten wir nicht so viel zu tun. Die ganze Sache war seltsam. Kurz nach halb neun haben Laurins Eltern mich noch heimgebracht, weil das auf ihrem Weg lag, aber da ich kein Guthaben mehr hatte, dachte ich mir, dass das wohl klargeht und ich nicht anrufen muss. Kaum hatte mir allerdings der Sicherheitsmensch die Tür zu unserer Hausanlage aufgemacht, kam eine SMS an: Nur damit dus weisst, wir holen dich jetzt ab. AY. Wie gesagt, ich hatte kein Guthaben mehr, um zu antworten, dass ich schon zu Hause bin. Also bin ich zuerst nach oben zur Wohnung gelaufen, um zu sehen, ob Dani da ist und mir aufmacht oder die Oma, aber Fehlanzeige. Also bin ich wieder runter zu dem Security-Mensch gelaufen und wurde immer panischer und aufgeregter und er erzählte mir, dass sie genau in dem Moment, in dem ich gekommen war, weggefahren sind. Er beruhigte mich wieder etwas und machte mir klar, dass ich sowieso nichts anderes tun kann als warten, dass sie anrufen. Also setzte ich mich auf die Treppe und wartete zwanzig Minuten, bis sie tatsächlich angerufen haben, und nach zehn weiteren Minuten waren sie wieder da und ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, aber ich glaube, ich war die Einzige, die die Aktion so furchtbar fand. Ich war dann also froh, als ich duschen konnte.
Montag war auch nicht so der Bringer. Der Sportlehrer kam nicht, Geschichte, die Premilitarlehrerin kam nicht, Stromausfall, was zur Folge hatte, dass die Biolehrerin nur eine fette Hausaufgabe aufgegeben hat und dann den Unterricht beendet. Und für sowas quäle ich mich um sechs aus dem Bett. Und dann war noch nicht mal der Eismann, der normalerweise bei Schulende vor der Tür steht, da. Dann kamen wir heim und ich wollte nur duschen, allerdings war der Strom auch in der Wohnung ausgefallen, und kein Strom=kein Wasser. Und das mit dem Essen kochen ist dann auch begrenzt, obwohl wir einen Gasherd haben, aber zum Beispiel der Ofen oder der Mixer funktionieren nicht. Zum Glück ging der Strom aber schnell wieder an, nur das Wasser blieb noch weiter weg, aus welchem Grund auch immer. Nach dem Essen machte ich mich daran, eine Psychologie-Präsentation vorzubereiten, allerdings fiel mir auf, dass das, was ich machen sollte, unglaublich viel war, und schon war meine Lust wieder vergangen. Letztendlich bin ich zum Kiosk spaziert, um eine neue Telefonkarte zu kaufen und ich dachte mir, biste extra schlau und kaufst eine für 50 Bolivares, damit dir nicht so schnell das Guthaben wieder ausgeht. Hier sind das noch so richtige Karten, die man freirubbeln muss, was ich dann daheim angekommen auch machte- allerdings nicht mit einer Münze und letzendlich hatte ich ein paar Zahlen mitgerubbelt. AAH!! Dann kam meine Mutter heim, die irgendwie ausgeflogen war, und meinte, ich solle runter, weil Renata mich abholen würde, um zur Musikschule zu gehen. Ich hatte verstanden, dass sie schon unten wartet, und hetzte los, um aber unten noch ein bisschen zu stehen. Singen konnte ich noch nicht und Renata noch weniger, der Gitarrenlehrer hat ihr letzendlich verboten, zu reden, damit sie ihre Stimme bis Freitag wiederhat, da ist nämlich das CaféConcert. Letztendlich fiel dann um halb zehn, als ich duschen wollte, wieder der Strom aus, und schlafen konnte ich bis halb zwölf nicht.
Und heute hat es den ganzen Nachmittag furchtbar geregnet und es war ganz duster.
Aber macht euch keinen Sorgen um mich, als ich gestern zwei Freundinnen von meinem Wochenende erzählt habe-lachend- meinte die eine, ob in Deutschland alle Leute so sind wie ich, wenn sie so ein frustrierendes Wochenende hinter sich hätte, würde sie nicht lachen, sondern weinen. Also, das wird schon.