Letzte Woche Dienstag ging es
los, zwanzig Minuten, nachdem meine Koffer fertig gepackt waren,
verließ ich das Haus. Erst mit dem Zug von Passau nach Wien, dann
von Wien nach Dubai, von Dubai nach Sao Paulo und von Sao Paulo nach
Curitiba. Insgesamt war ich ungefähr 40 Stunden unterwegs, die
Verbindung war aber tatsächlich die beste Option. Es war
anstrengend, aber es hat tatsächlich alles problemlos geklappt und
ich kam abends um elf total erschöpft im Hostel an.
Außer mir sind
noch zwei andere Mädels aus Passau hier, Teresa und Friederike.
Friederike war im gleichen Hostel wie ich und wir trafen uns morgens
zum Frühstück und gingen dann für Erledigungen in die Stadt. Die
ersten paar Tage gab es ziemlich viele Sachen zu erledigen, unter
anderem den Stundenplan zusammenstellen und bei jeden
Fach-Koordinator eine Unterschrift abholen. Für diejenigen, die hier
ein richtiges Fach studieren, ist das unproblematisch, weil man nur
zu einem Koordinator gehen muss. Da ich mir aber aus verschiedenen
Gründen in Passau fast nichts anrechnen lassen kann, wollte ich
gerne einfach Fächer belegen, die mich interessieren. Hier ist es
so, dass man eben ein Fach studiert (also zum Beispiel Geschichte,
Geographie usw.), aber ich wollte mir natürlich von allem das Beste
aussuchen, weil es wenigstens interessant sein soll, wenn ich es
schon nicht anrechnen lassen kann- das hat jetzt allerdings dazu
geführt, dass ich je ein Fach aus vier verschiedenen Studiengängen
belege und dementsprechend zu vier verschiedenen Koordinatoren laufen
musste.
Außerdem musste ich mich noch registrieren, um eine
sogenannte CPF-Nummer zu bekommen, die man unter anderem braucht, um
eine Handykarte zu beantragen (ich hab jetzt eine neue Handynummer,
falls jemand die noch nicht hat!). Jedenfalls bin ich am Donnerstag
und Freitag durch die Stadt gelaufen und es war sehr, sehr
anstrengend. Kaum jemand kann Englisch, ich kann zwar zum Glück
schon etwas Portugiesisch, aber zu Anfang habe ich längst nicht
alles verstanden. Dazu ist auch noch das Bussystem irgendwie ziemlich
kompliziert und ich habe mich mehrmals ordentlich verirrt und mich
gefragt, was das eigentlich für eine blöde Idee war, hier her zu
kommen.
Am Samstag bin ich
dann auch schon umgezogen und seither geht es bergauf. Ich wohne
jetzt in einem Haus relativ nah am Zentrum, in einer ruhigen und (für
brasilianische Verhältnisse sicheren) Wohngegend. Zu dem Campus, an dem ich meistens Unterricht habe, laufe ich ungefähr 15 Minuten, vielleicht versuche ich aber auch noch, mir ein Fahrrad auszuleihen. Im Haus gibt es 8
Zimmer, die einzeln vermietet werden, Küche und Bad werden geteilt.
Anfangs dachte ich, außer mir würde nur ein anderes Mädchen hier
wohnen. Sie heißt Tatiana und ist auch neu nach Curitiba gezogen,
sie kommt aus dem Bundesstaat Amazonas und wir waren am Samstag
gleich noch zusammen einkaufen, weil noch einiges an
Kücheneinrichtung fehlt. Inzwischen habe ich aber erfahren, dass
doch noch mehr Leute hier wohnen: Alexandre, mit dem ich am
Sonntagabend Game of Thrones geschaut habe, und dann noch zwei Jungs
und ein Mädchen, die ich aber erst ganz kurz gesehen habe. Mal
schauen, wie sich das alles noch entwickelt hier, bisher fühle ich
mich aber ganz wohl.
Mein Zimmer ist möbliert mit Bett, Schreibtisch
und Schrank und der Vermieter hat mir jetzt auch eine Decke geliehen,
damit ich keine kaufen muss. Vorhin habe ich jetzt endlich das Zimmer
vollständig eingeräumt, nachdem die letzten Tage das ganze
Kleinzeug noch auf dem Boden herumlag. Das einzige Problem ist, dass
es in meinem Zimmer richtig kalt ist-kälter aus draußen. Ich sitze
hier immer mit Pulli und Hausschuhen und bin total durchgefroren. Die
letzten Tage war es draußen ganz schön und in der Sonne auch recht
warm, um die 20 Grad, abends um einiges frischer, nur in meinem
Zimmer ist es eiskalt. Zum Glück habe ich eine dicke Decke! Der
„Winter“ dauert jetzt noch ungefähr einen Monat und dann wird es
wieder wärmer, deshalb ist es auch nicht so schlimm.
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Unser Haus |
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Mein Zimmer |
Am Montag hat die
Uni eigentlich angefangen, ich war aber noch in keinem Kurs wegen
oben erwähnter Probleme mit dem Stundenplan, aber ich habe das ganze
jetzt so hingedreht, dass ich sowieso montags keinen Kurs habe außer
Portugiesisch, das haben wir jeden Tag von 14-17 Uhr und es geht erst
nächste Woche damit los. Heute morgen dachte ich jetzt, dass es wirklich so richtig losgehen würde und habe mich um halb sieben aus dem Bett gequält und bin zur Uni gehetzt, weil ich (natürlich) ein bisschen spät dran war. Als ich dann endlich den Raum gefunden hatte, war der abgeschlossen und die Sekretärin hat mir dann erklärt, dass dieses Fach erst ab nächster Woche anfängt... Also noch ein bisschen länger Galgenfrist.
Mit dem Portugiesisch klappt es übrigens jeden Tag besser. Es kommt auch sehr darauf an, wer spricht und in welcher Geschwindigkeit, meinen einen Mitbewohner verstehe ich zum Beispiel sehr gut und die andere muss den Satz meistens dreimal wiederholen, weil sie so schnell spricht. Aber ich merke jeden Tag die Verbesserung und kann inzwischen relativ flüssig Alltagsgespräche führen (ob ich mich jetzt grammatikalisch richtig ausdrücke, ist dann noch eine andere Frage).
Diese Woche ist jetzt auch noch die Welcome Week von REI, das ist eine Organisation, die sich um die Austauschstudenten kümmert, mit verschiedenen Aktionen abends, da ist es eigentlich auch ganz angenehm, wenn man nicht so früh aufstehen muss. Am Sonntag waren wir in einem Park picknicken und gestern hätte es einen Brigadeiro-Workshop gegeben, wo ich aber nicht war, weil ich endlich mal das Zimmer richtig einräumen wollte und ein bisschen entspannen. Heute gibts einen Caipirinha-Workshop, da gehe ich natürlich auf jeden Fall hin ;)
Ich habe schon ein bisschen in den alten Blogeinträgen aus Indien herumgestöbert und ich hoffe, dass ich euch dieses Mal wieder mit so vielen spannenden Geschichten erfreuen kann.
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