Geburtstaghaben ist hier immer so eine Sache.
Bei den Kindern fällt der Geburtstag mehr oder weniger unter den Tisch, die
Mädchen ziehen sich schön an und beim Abendgebet wird ein Geburtstagslied
gesungen, sonst ist aber nichts. Annika hatte zufällig am ersten Samstag im
Monat Geburtstag, an dem immer ein großer Gottesdienst im Projekt ist. Dieser
wurde kurzerhand zu ihrem Geburtstagsgottesdienst erklärt und wir wurden beide
in superschicke und teure Saris gesteckt, bekamen beide einen Sari geschenkt
und mussten beide auf die Bühne. Da hab ich mich schon gefühlt, als hätte ich
auch Geburtstag und weil Annika und ich hier mehr oder weniger als eine Person
angesehen werden, war das vielleicht abgehakt: Geburtstag der Freiwilligen
gefeiert: check. Ich habe eh nicht so gerne Geburtstag (beziehungsweise stehe
nicht gerne deshalb im Mittelpunkt) und hatte von Anfang an keine Lust auf so
ein großes Brimborium. Am Wochenende vorher waren wir weg und kamen am
Sonntagabend zurück und zufällig fiel das Thema auf Geburtstag. Der Gastvater
meinte dann: Hey Sofia, du hast doch im März Geburtstag, wann nochmal? Als ich
ihm dann lächelnd mitteilte, dass ich morgen Geburtstag hätte, war er ein
bisschen peinlich berührt. Wir fuhren dann heim und ich war schon auf dem Weg
ins Bett, als er mit einem Kuchen vor der Tür stand. An Annikas Geburtstag war
er um elf (als wir, beide richtig müde, gerade beschlossen hatten, schlafen zu
gehen) und hatte darauf bestanden, bis um zwölf zu warten. So hatte ich ein
bisschen Angst, dass das wieder so sein würde- schließlich müssen wir unter der
Woche morgens um sechs raus. War aber nicht, er lieferte nur den Kuchen ab und
verzog sich dann bald wieder. Morgens kamen wir ins Projekt und als Shanti mir
gratulierte, sprach es sich langsam herum. Ich wurde ständig gefragt, ob ich
heute Geburtstag hätte und sagte manchmal ja und manchmal nein und freute mich
über die verwirrten Gesichter. Als wir die Kinder über die Straße gebracht
hatten, gingen wir heim und ich packte die Geschenke aus, die meine Familie
dagelassen hatte und das von Annika, dann fuhren wir- Überraschung- nach
Mahabs. Dort trafen wir uns mit einer Ex-Freiwilligen, sprangen ins Meer, aßen
westliches Essen und ich bekam noch einen Muffin geschenkt. Danach gingen wir
nochmal am Strand spazieren und fuhren dann wieder zurück. Hier ist es üblich,
dass man an seinem Geburtstag eine kleine Süßigkeit oder so verschenkt und alle
waren schon ganz neugierig, was es denn sein würde. Ich hatte den Kuchen
mitgebracht (indische Kuchen sind irgendwie nicht so mein Fall), den ich dann
in sechzig Stücke teilte (kauen war dann auch überflüssig) und außerdem ein
paar Tafeln Milka (die so zerschmolzen war, dass man sie den Kindern regelrecht
auf die Hand schmieren musste). Das wurde dann verteilt, nachdem die Mädels mir
ein Geburtstagslied gesungen hatten ('Haaaappy Biiiiirthday Sofiakkasister').
Ja, dann arbeiteten wir ganz normal und das wars dann auch. Langweilig wurde
mir zumindest nicht!
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