Mittwoch, 11. März 2015

Abenteuer Indien

Hier wie schon angekündigt, exklusiv und ungekürzt: Ein Eindrucksbericht meiner Eltern!


Dank unserer hervorragenden Reiseleiterin Sofia haben wir die Indienreise nicht nur unbeschadet überstanden, sondern auch genossen. Gleich auf dem kurzen Weg vom Flughafen zum Hotel wurden wir in die Gepflogenheiten der Toilettenbenutzung eingeführt, es gibt nämlich in Indien kein Klopapier, sondern Wasser und die linke Hand. Dementsprechend isst man mit der rechten Hand (ohne Besteck) und man sollte es tunlichst vermeiden, die Hände zu verwechseln. Genauso sollte man es auch vermeiden mit der linken Hand zu bezahlen oder sonstiges. Das alles lernten wir in den ersten 10 Minuten, nachdem wir Sofia wieder in die Arme schließen konnten, ein schönes Wiedersehen mit unserer indischen Tochter.
Für uns war die Reise wie ein Sprung ins kalte Wasser, es war ein Eintauchen in eine faszinierende Welt, die so anders ist als unsere. Indien ist laut, in den 12 Tagen gab es keinen Moment, in dem man nichts gehört hätte, in den Städten tobt Tag und Nacht der Verkehr mit viel Hupen, aber auch auf dem Land hört man Hunde, Stimmen, Mopeds und wenn es wirklich mal ruhig wäre, rauscht der Deckenventilator. Als wir wieder zu Hause waren, wurde uns das so richtig bewusst, als plötzlich totale Stille herrschte und, wir müssen es gestehen, uns der Geräuschpegel richtig fehlte. Indien ist dreckig, Frank sagte immer, Indien ist eine einzige Müllkippe. Wenn man etwas entsorgen will, muss man es schon eine Weile mit sich tragen, bis man einen Mülleimer findet. Indien ist chaotisch, der Verkehr ist für unsere Begriffe ein einziges ungeregeltes Chaos, jeder fährt und hupt und trotzdem kommen alle vorwärts. Eine Straße zu überqueren ist schon für sich ein Abenteuer. Und trotz allem ist dieses Land nicht abstoßend, sondern absolut beeindruckend und faszinierend. Es ist schön den Menschen in die Gesichter zu gucken, viele haben große Augen, die uns genauso neugierig mustern, wie wir sie. Wir sind als Familie mit halbwüchsigen Kindern sehr aufgefallen und sind oft gefragt worden, ob wir eine Familie sind und ob Sofia und Charlotte Zwillinge sind. Überhaupt kennen die Inder keine Zurückhaltung, sie fassen einen auch gerne mal an, lassen sich für ihr Leben gerne fotografieren und freuen sich, wenn man ihnen das Foto zeigt. Was uns auch gut gefallen hat, war die Farbenvielfalt, die sich vor allem in der Kleidung der Frauen widerspiegelt. (Während sich viele Männer, statt eine Hose zu tragen, nur ein Tuch umbinden, das uns an Geschirrtücher erinnert.) Die erwachsenen Frauen tragen alle Saris in vielen bunten Farben und in dem Bundesstaat Tamil Nadu, in dem Sofia lebt, haben viele Frauen einen Blumenkranz in den Haaren, den man überall an der Straße kaufen kann. Auch die Vielfalt der Religionen hat uns beeindruckt, oft stehen Moschee, Kirche und Tempel auf engstem Raum nebeneinander und jeder lässt dem anderen seine Religion. In den Hindutempeln herrscht immer fröhliches Treiben, Andersgläubige sind gerne gesehen, die Tempel werden vielseitig genutzt als Begegnungsstätte, man kann sich auch in die Ecke legen und ein Nickerchen machen (die Inder können sowieso immer und überall schlafen), es gibt Essensstände, falls einen der Hunger plagt und natürlich ist es auch ein heiliger Ort, an dem sehr intensiv gebetet wird oder irgendwelche Zeremonien stattfinden. Es gibt immer einen inneren Bereich, in den man als Nicht-Hindu nicht herein darf, aber ansonsten kann man sich frei bewegen und die Stimmung ist sehr schön.
Ich bin Sofia sehr dankbar, dass wir durch sie dieses Land kennenlernen konnten und es war schön zu erleben, wie souverän sie sich dort bewegt und mit den Menschen umgeht. Man hat bei ihr das Gefühl, sie ist dort angekommen (auch wenn es sicher manches gibt, was sie nervt). Für uns war sie auf jeden Fall eine tolle Reiseleiterin, so dass wir uns immer wohl und sicher gefühlt haben, danke! Das ist ein Beitrag von Sofias Mutter.  

Jetzt kommt Sofias Vater
Mich hat Indien so mitgenommen und beeindruckt, dass ich nach einer Woche Deutschland nachts nicht mehr regelmäßig von Indien träume oder aufwache und mir überlege, in welcher indischen Stadt wir uns gerade befinden. Mich lassen auch die Gerüche und Geräusche nicht los so dass ich manchmal in unsere Küche gehe und an den Gewürzen, die wir mitgebracht haben, rieche. Es erinnert mich dann ans Einkaufen, die Menschen, das Essen…. . Heute habe ich längere Zeit mit einem meiner Neffen geredet, der letztes Jahr in Brasilien war und oft kam heraus, anderes Land, andere Sprache, gleiche Erlebnisse.
Mich hat sehr interessiert, wie die Menschen arbeiten und so will ich einige eindrückliche Dinge beschreiben. Ich habe während der ganzen Reise nur einen einzigen Baukran gesehen. Das war auf einer Großbaustelle in Chennai. Ansonsten wurde auf jeder Baustelle alles ohne Maschinen bewegt. Ich sah oft Frauen mit einer Plastiktüte als Kopftuch. Sie hatten flache Blechschüsseln auf dem Kopf mit der sie Sand, Mörtel oder Beton umeinander getragen haben. Manche barfuß, die meisten mit Sicherheitsschuhen, das heißt Badelatschen.
Ich sah eine Ziegelei in der die ganzen Ziegelsteine von Hand gestapelt wurden.
Wir waren auf einem Großmarkt für Reis. Da wurden LKWs mit 75 kg Säcken Reis beladen. Die Arbeiter benutzten Haken und trugen die Säcke auf ihrem Rücken über eine Behelfstreppe aus vollen Säcken auf zum Teil abenteuerlich aussehende Lastwagen, ungefähr 18 Tonnen pro Fuhre. Aufladen und auch wieder abladen. In den Ruhepausen benutzten sie dann ihre Handies und gaben uns ihre E-Mail Adressen und baten um die Zusendung der Bilder, die wir von ihnen gemacht haben.
Ich habe Indien als sehr friedliches Land empfunden, Angst hatte ich nur beim Überqueren der Straßen, das aber nicht nur einmal. Ansonsten gab es keine Situation in der wir um unser Gepäck gefürchtet oder uns bedroht gefühlt haben. Wobei wir auch sehr vorsichtig waren.
Ich konnte mich stundenlang in den Marktvierteln umschauen und das Obst- und Gemüseangebot anschauen. Die Händler saßen meist auf dem Boden und hatten eine Balkenwaage mit zwei Gewichten: 0,5 kg und 1 kg. So haben sie dann ihre Waren in gewogen. Keiner hatte irgendein Preisschild und man musste immer feilschen. Wir haben dann Sofia vorgeschickt, sie kann das sehr gut. Als sie nicht mehr dabei war konnten wir dann es selbst probieren, aber uns ist es lange nicht so gut gelungen. Durch die Schar der Kunden und anderen Fußgänger schlängelten sich dann Motorräder, Motorrikschas und diverse Kühe. Es war überall Trubel und es ist glaube ich unmöglich in Indien keine Menschen um sich zu haben.

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