Falls ihr euch wundert, dass in letzter Zeit
nur noch Beiträge über Urlaub kommen: in letzter Zeit waren wir tatsächlich
ziemlich viel weg. Das liegt aber auch daran, dass wirklich viele Feiertage
waren. Letzte Woche war Pongal, das ist eine Art hinduistisches Erntedank-Fest.
Zwei Tage waren government holiday und wir hatten die Wochenenden davor fleißig
gearbeitet und so eine Woche frei. Anfangs war ich ein bisschen traurig, weil
die Kinder an den zwei Tagen auch frei haben und wir so viel Zeit mit ihnen verbringen
könnten, aber dann erfuhren wir am Samstag, dass die Kinder einfach zwei Tage
Schule geschwänzt haben und für eine Woche nach Hause gefahren sind- also alles
gut. Wir nahmen am Sonntag den Nachtbus nach Bangalore (leider hatten wir nicht
damit gerechnet, dass der Bus klimatisiert wäre, weshalb ich dann trotz Jacke
und Schal zehn Stunden lang fror). In Bangalore kamen wir gegen vier an (es war
dann noch viel kälter) und nahmen dann nach einiger Wartezeit und Verwirrung
wegen der Busbahnhöfe den Bus nach Mysore. Der war zum Glück sehr bequem und
wir konnten noch drei Stunden schlafen, weshalb wir dann auch am Montag schon
einsatzfähig waren. Wir gingen zuerst mal zum Hotel, wo wir schon Zimmer
reserviert hatten. Das Zimmer sollte erst um zwölf fertig sein, weshalb wir
zuerst mal frühstücken gingen. Auf der Suche nach einem Restaurant, das schon
geöffnet hat, trafen wir einen älteren Mann, der plappernd neben uns herlief
(besser gesagt: er traf uns). Er sang uns Bob Marley Lieder vor und ich war
eigentlich überzeugt davon, dass er uns Drogen verkaufen wollte, letztendlich
lieferte er uns nur bei einem Restaurant ab und wir sagten ihm, dass wir danach
erst mal ins Hotel wollten und nicht mehr mit ihm mitkommen. Danach tranken wir
noch einen Kaffee in einer sehr westlichen Cafe-Kette und planten unseren
Aufenthalt. Gegen zwölf wollten wir wieder zurück zum Hotel, um noch zu duschen
und uns danach den berühmten Palast anzuschauen. Unterwegs trafen wir einen
jungen Mann, der uns auch von der Seite anlaberte und uns zuerst einen Markt
zeigte (der nicht im Reiseführer steht, es gibt noch einen ganz berühmten
anderen Markt) und dann noch ein richtig hübsches Geschäft für Öle. Mysore ist
nämlich berühmt für verschiedene Dinge: Duftöle, Räucherstäbchen, Seide und Sandelholz
in allen Variationen. Am Ende erzählte er uns noch, dass er im Palast als
mahout (also Elefantenführer) arbeiten würde und dass es um drei einen Auftritt
der 11 Elefanten des Palastes geben sollte. Den wollten wir natürlich sehen und
gingen deshalb um kurz vor drei zum Palast.
Priester bei der Arbeit |
Am nächsten Tag fuhren wir morgens mit dem Bus
auf einen Berg in der Nähe von Mysore, auf dem ein Tempel steht. Man kann mit
dem Bus über eine lange Straße nach oben fahren. Der Andrang ließ zwar anderes
vermuten, aber der Tempel war nicht sehr sehenswert, das einzig coole waren die Zeremonien, die wir beobachten konnten: ein Priester las in einem Singsang aus einem Buch und die anderen warfen alles Moegliche ins Feuer. Wirklich schön war dann
aber der Abstieg: tausend Treppenstufen führen auf den Berg. Die krassen Pilger
laufen diese Treppenstufen nach oben und machen auf jede Stufe einen roten und
einen gelben Punkt.
Wir gingen die Stufen nur nach unten und als wir unten
ankamen, schlotterten mir die Beine (und die nächsten Tage hatte ich höllischen
Muskelkater in den Waden…). Nach einem Mittagessen machten wir eine von unserem
Hotel angebotene Tour. Wir wurden von einem Mann im Hotel abgeholt, der mit uns
in ein anderes Viertel fuhr. Das eigentlich spannende an der Tour war eben
dieses Viertel: total verwinkelt und mit lauter Hinterhöfen und kleinen
Gässchen. Als erstes besuchten wir eine Räucherstäbchen-Heimfabrik, wo vier
Frauen in beeindruckender Geschwindigkeit die Räucherstäbchen rollten. Dann
fuhren wir weiter und kamen in ein Zimmer, in dem Beedis gerollt werden. Beedis
sind die 'indischen Malboros': der Tabak wird in ein Pflanzenblatt gerollt.
Falls man also auf der Straße läuft und einem ein sehr seltsamer Rauch
entgegenweht, sind das meistens Beedis, die sehr günstig verkauft werden. Als
nächstes kamen wir zu einem Ölgeschäft, wo wir noch einen Chai bekamen. Das
Geschäft war aber bei weitem nicht so schön wie das, was wir am Tag vorher
schon entdeckt hatten, außerdem war es noch teurer, weshalb wir nichts kauften
und dann zurück zum Hotel gingen. Der nächste Programmpunkt war ein Besuch des
Jaganmohan-Palastes, der früher der Wohnort der Herrscherfamilie war, dann
wurde aber der neue, größere Palast gebaut und der Jaganmohan-Palast in ein
Museum umgewandelt.
Ein besonderes Highlight in unserem
Mysore-Aufenthalt war unser Tagesausflug am Mittwoch. Wir fuhren mit dem Bus
nach Bylakuppe, ein 'Flüchtlingslager' für Tibeter. Es gibt dort laut
Reiseführer 20.000 Exiltibeter und 5500 Mönche, die mehrere Klöster gebaut
haben. 1200 Hektar wurden den Tibetern zur Verfügung gestellt, wo mehrere
Dörfer und Klöster in wunderschöner Natur entstanden sind. Als erstes besuchten
wir das bekannteste Kloster, das einen goldenen Tempel hat. Zusammen mit einer
Menge indischer Touristen spazierten wir herum und beobachteten die Mönche bei
ihrem Alltag.
Besonders süß waren die kleinen Mönche, die wie ganz normale
Kinder Fußball spielten und herumtollten.
Irgendwie habe ich mir so ein Kloster
immer ganz anders vorgestellt, aber auch die Mönche tippten auf ihren
Smartphones herum und machten Scherze, schlugen sich gegenseitig auf die
Schulter und verhielten sich wie ganz normale Menschen (gut, ein bisschen naiv
war ich schon, zu erwarten, dass das irgendwie anders ist.) Wenn man mal ein
bisschen von den Hauptwegen abbog, war man auch ganz schnell ganz allein und
konnte doch noch die spirituelle Atmosphäre genießen. Danach wollten wir tibetisch
essen gehen, wenn man schon mal fast in Tibet ist… Allerdings fanden wir in
Umgebung des Klosters nur normale indische Restaurants. Stattdessen wurden wir
von einem Polizisten angesprochen, ob wir ihm unsere Aufenthaltsgenehmigung für
das Gebiet zeigen könnten. Von sowas hatten wir im Reiseführer gelesen, da
stand aber, dass man das nur braucht, wenn man über Nacht bleibt. Entweder
wollte der Polizist sich etwas dazu verdienen oder die Bestimmungen wurden
geändert, jedenfalls waren wir anscheinend illegal in diesem besonderen Gebiet.
Der Polizist meinte, wir sollten jetzt dahin zurückfahren, wo wir hergekommen
wären, wir nahmen ihn allerdings nicht so ernst und stiegen zwar in eine
Rikscha, aber beim nächsten Camp (also Dorf) stiegen wir wieder aus, als wir
ein paar Restaurants entdeckten. Die hatten allerdings zu unserer Überraschung
wieder kein tibetisches Essen sondern entweder nur Fleisch oder chinesisch
(finde den Fehler…). Wir spazierten dann einfach eine Straße hoch und fanden
nach einigem Suchen doch noch ein geöffnetes Restaurant. Der Kellner meinte,
dass die Speisekarte auf Tibetisch sei, aber er könne uns einfach ein paar
verschiedene Gerichte bringen. Juhu, genau sowas wollten wir! Nach einer Weile Wartezeit kam dann auch das Essen, je eine Schale Reis, zwei verschiedene Gemüsegerichte und Kartoffeln in einer Soße. Wir machten uns einen Spaß daraus, mit Stäbchen zu essen und brauchten dementsprechend auch eine Weile (in Vietnam habe ich das zwar mal gelernt, aber ich bin ein bisschen aus der Übung). Der Kellner war sehr nett und redete noch eine Weile mit uns und empfahl uns, noch in ein anderes Kloster zu gehen, was viel weniger touristisch sei. So hielten wir nach dem Essen eine Rikscha an (die wir uns mit zwei Mönchen teilten) und fuhren in dieses andere Kloster. Tatsächlich waren wir die einzigen Touristen und bis auf eine Tibeterin, die wir kurz sahen, auch die einzigen Frauen in der Anlage. Die Mönche beachteten uns nicht weiter und wir schauten uns um und wollten dann noch kurz auf die Toilette. Da eben keine Touristen kommen, gab es auch keine extra Toiletten, weshalb wir die hinter der Küche benutzen durften. Die Küche fand ich ganz schön interessant, weshalb ich zuerst durchs Fenster spannte, bis uns ein Mönch entdeckte und hereinrief. Da standen wir dann und kamen gerade rechtzeitig um zu sehen, wie der Reis aus riesigen Töpfen mit einer Art Kippmechanismus in andere riesige Töpfe geleert wurde, die dann von mehreren Mönchen nach vorne gezogen wurden und dann in kleinere Töpfe verteilt. Ich war beeindruckt: So eine riesige Menge Reis und der sah einfach richtig gut aus.
Unsere Köchin ist in letzter Zeit wohl verliebt oder so, jedenfalls ist der Reis ganz oft entweder verkocht oder-noch viel schlimmer- angebrannt. Zum Reis gab es eine lecker aussehende Soße. Wir schauten dann noch beim Essen zu: immer mehr Mönche aller Altersklassen trafen sich auf dem Hof, um sich dann in kleinen Grüppchen zum Essen auf den Boden zu setzen. Ach ja: während wir uns mit den Stäbchen abgemüht hatten, aßen alle mit einem Löffel. Dann traten wir den Rückweg an (zum Glück ohne nochmal von der Polizei erwischt zu werden) und trafen uns abends noch mit anderen Freiwilligen zum Essen, die auch in Mysore waren.
Mit den anderen Freiwilligen verbrachten wir
auch den nächsten Tag. Noch vor dem Frühstück gingen wir nochmal auf den Markt,
wo wir endlich auch die lebende Mysore-Legende trafen: Adil, einen Ölverkäufer
auf dem Markt. Die Freiwilligen aus Mysore und Umgebung treffen sich ständig
bei Adil, um dort hinter dem Stand zu sitzen, Chai zu trinken, an Ölen zu
schnüffeln, einfach dort zu chillen oder andere Freiwillige zu treffen. In
seinem Gästebuch fanden wir auch einige unserer Freunde wieder, außerdem einen
AFSer, der Annika und mich ausgewählt hat und ein Mädchen, das früher auf
meiner Schule war. Nach dem Frühstück gingen wir nochmal in den Palast, den ich
diesmal sehr ausführlich in Augenschein nahm.
Auch Fabelwesen gibts im Zoo... |
Danach fuhren wir zum Zoo. Laut
Reiseführer ist dieser Zoo einer der schönsten Indiens. Die Gehege waren wirklich
teilweise sehr schön, aber alle richtig klein. Trotzdem war es interessant,
weil es auch teilweise Tiere gab, die ich noch nie gesehen hatte. Außerdem war
es auch ein passender Ort, um die Inder in freier Wildbahn zu erleben: es gab
einige Tourwägen, auf denen man durch den Zoo gekarrt wurde und so keinen
Schritt tun musste, andere versuchten ständig, die Tiere durch Geräusche,
Schreie und Gequietsche auf sich aufmerksam zu machen. Nachdem wir fünfmal
gefragt wurden wo wir herkommen, begannen wir, ein paar weniger bekannte Orte
als Deutschland zu nennen (Sonja meinte einmal: Africa. Die Frau meinte darauf
nur: ok ok und lief weiter). Annika und ich holten nach dem Zoo noch unser
Busticket für die Rückfahrt und danach an einer Straße mit richtig vielen Essständen
ein leckeres Abendessen. Das verspeisten wir vor dem Palast,
der nämlich zu
Sonn- und Feiertagen von 10.000 Glühbirnen beleuchtet wird. Wirklich ein
Erlebnis!
Am Freitag hatten wir eigentlich einen
Tagesausflug geplant, was uns dann aber zu stressig war.
Stattdessen fuhren wir
zu einem Tempel in der Nähe, der den Ausflug wirklich wert war. Die Fresken und
Säulen sind schon über 800 Jahre alt und immer noch sehr gut erhalten und
beeindruckend.
Als wir wieder kamen, machten wir nochmal eine
Shoppingtour durch die Seidengeschäfte und danach noch einen Ausflug auf den
Markt. Den Abend verbrachten wir wieder mit den anderen, inzwischen hatten wir
uns auch vermehrt, weshalb am Ende zeitweise zehn Freiwillige auf dem Dach
saßen. Wir hatten wirklich einen schönen und interessanten Abend, der auch ein
bisschen länger dauerte, weshalb wir uns am Samstag auch nur schwer aus dem
Bett quälen konnten. Nach einem Frühstück gingen wir wieder zu Adil, wo ich
mich auch mit gutriechenden Duftölen eindeckte, viele Leute kennenlernte und
einen entspannten Morgen verbrachte. Danach gingen wir mit Hauke und Laura noch
ein bisschen bummeln und dann wieder zu Adil, wo wir zu Mittag aßen und den
restlichen Nachmittag verbrachten- ja, bei Adil vergisst man die Zeit. Um sechs
nahmen wir dann den Bus nach Chennai, wo wir nach einer fast schlaflosen Nacht
um halb sechs ankamen, praktischerweise gleich einen Bus nach Kalpakkam bekamen
und dann den restlichen Sonntag mit schlafen, putzen und Serie schauen
verbrachten.