Meine liebe
(Paten)Tante schrieb mir vor einiger Zeit eine Email mit einer Menge Fragen
über meine Alltag, die ich hier nun als Grundlage verwende, um euch meinen
Alltag ein bisschen näher zu bringen.
1. Wie klappt es inzwischen mit der Verständigung?
Nun ja. Also
die Leute in unserem Projekt haben leider noch nicht auf wundersame Weise über
Nacht Englisch gelernt und meine Fortschritte in Tamil sind auch nur mit einer
Lupe auszumachen. Tamil ist einfach ziemlich schwierig und ich muss gestehen,
dass ich mich auch nur sehr selten dazu aufraffen kann, mich in meiner Freizeit
damit zu beschäftigen.
Trotz allem
klappt es mit der Verständigung irgendwie. Es ist immer jemand in der Nähe, der
zumindest ein paar Brocken Englisch kann, sei es eins von den Kindern, das dann
hergeholt wird, um zu übersetzen, oder der Kioskbesitzer, der von unseren
Nachbarn zu Rate gezogen wird, wenn sie uns etwas erklären wollen. Außerdem
haben die Leute auch keinerlei Probleme damit, uns einfach auf Tamil zu
erzählen, was sie uns sagen wollen, dass wir kein Wort verstehen, beeindruckt
sie nur wenig. An manchen Tagen finde ich das lustig, an anderen Tagen nervt es
mich aber auch, wenn mich jemand zutextet, der ganz genau weiß, dass ich kein
Tamil verstehe.
2. Könnt ihr den Kindern etwas beibringen?
Bis jetzt
beschränkt sich unser Englischunterricht noch darauf, den Kindern dabei zu
helfen, die Texte in ihrem Buch zu lesen. Die sind meiner Meinung nach leider
dem Leistungsstand der Kinder kein bisschen angepasst und viel zu schwierig.
Auch sehr verbreitet sind Gedichte, die die Kinder dann auswendig lernen
müssen. So lesen wir also diese Texte, die die meisten Kinder nicht verstehen,
wir können sie ihnen aber auch nicht erklären.
Dieser Zustand
ist natürlich weder für die Kinder noch für uns befriedigend, weshalb wir jetzt
angefangen haben, die Englischkenntnisse der Kinder zu testen, um sie dann in
Gruppen einzuteilen. Wir planen jetzt, den Kindern in diesen Gruppen ihrem
Leistungsstand angepassten Englischunterricht zu geben, das heißt für die
Jüngeren, dass wir vor allem lesen und schreiben mit ihnen üben, mit den
Älteren wollen wir vor allem sprechen und Konversationen üben.
3. Wie ist der Kontakt zu den Mitarbeitern im Haus?
Außer den rund
50 Kindern gibt es im Projekt unsere 'Gastfamilie', bestehend aus unserer
Gastschwester Arlene, die uns auch Tamilunterricht gibt, und unserem
Gastvater/Projektleiter/Pastor. Mit unserer Gastschwester verstehen wir uns
recht gut. Unser Gastvater ist, sagen wir mal, ein bisschen kompliziert. Er
redet gerne und viel und man versteht leider sein Englisch nicht so gut,
weshalb wir nur ungefähr die Hälfte von dem verstehen, was er so sagt.
Zudem gibt es
noch Shanti, eine Frau mittleren Alters, die im Projekt wohnt und arbeitet. Sie
ist für mich eine Art Ersatzmama, die sich um uns kümmert. Sie arbeitet in der
Küche, weshalb wir bei der Küchenarbeit recht viel Kontakt mit ihr haben.
Übrigens haben wir schon drei verschiedene Köchinnen mitbekommen, die alle nach
einiger Zeit wieder verschwunden sind, seit die letzte weg ist, kocht Shanti.
Außerdem wohnt
auch noch eine ältere Frau im Projekt, die von allen Amma, also Mama, genannt
wird (ihren richtigen Namen weiß ich gar nicht). Sie arbeitet eigentlich nicht
wirklich sondern sitzt den ganzen Tag nur auf einem Stuhl und beaufsichtigt von
dort aus die Mädchen, wenn sie gerade draußen sind.
Unsere Contact
person im Projekt ist Gandhimathi, die mit ihrer sechsjährigen Tochter Blessy
ein Zimmer im Projekt hat. Sie ist mit dem jüngeren Bruder von unserem
Gastvater verheiratet, der aber nur manchmal da ist. Sie ist unsere erste
Ansprechperson, was Reisepläne, Probleme oder Fragen angeht und auch die
Kontaktperson für unsere FSL-Betreuerin.
Am meisten
Kontakt haben wir eigentlich mit Arlene, Shanti und Gandhimathi. Arlene spricht
von allen am besten Englisch, die beiden Frauen sprechen gut genug Englisch,
dass man sich mit ihnen mehr oder weniger problemlos verständigen kann.
4. Kannst du etwas mit der englischen Bibel und der Gitarre anfangen?
Wie ihr
vielleicht mitbekommen habt, habe ich mir eine Gitarre gekauft. Ich übe mehr
oder weniger fleißig, halte meine Fähigkeiten allerdings noch nicht für
präsentierfähig. Mein Plan auf längere Zeit gesehen ist es, mit den Kindern zu
singen und vielleicht eine Art Chor aufzubauen. Wie gut das klappt, ist
fraglich: Die Kinder singen zwar jeden Tag beim Gebet und viele haben auch ein
sehr gutes Rhythmusgefühl, allerdings haben sie keinerlei musikalische
Erziehung und ich bin mir nicht ganz sicher, wie gut sie neue Lieder lernen
können. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert und falls das irgendwie
klappen sollte, wird es bestimmt schön und spaßig sowohl für die Kinder als
auch für mich.
Meine Oma hat
mir schon vor längerer Zeit eine englische Bibel geschickt. Die Kinder haben
morgens und abends ein Gebet, das so knapp eine halbe Stunde dauert. Morgens
lesen sie immer eine Weile in der Bibel und abends muss jedes Kind einen
auswendiggelernten Bibelvers aufsagen. Nun kam jemand auf die Idee, wir sollten
doch den Kindern die Bibelverse auf Englisch beibringen, wofür natürlich eine
englische Bibel nötig wäre. Umgesetzt haben wir diese Idee jedoch nie und ich
bin ehrlich gesagt auch ganz froh darüber, da die Kinder wirklich schon genug
lernen müssen und wir ihnen die Sache nicht noch unnötig schwerer machen
wollen. Außerdem bringt es ihnen auch nichts, die Verse auf Englisch auswendig
zu lernen, da sie nichts verstehen werden.
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