Dienstag, 4. November 2014

Kleine Geschichten aus meinem indischen Alltag, Kapitel 5 und 6

 

Kapitel 5: Köchinnen

In unserem Projekt herrscht ein großer Verschleiß an Köchinnen. Als wir ankamen gab es, wenn ich mich recht erinnere, zwei Köchinnen. Außerdem gab es noch eine Oma, die immer auf dem Dach saß. Als erstes verschwand die Oma. Nachdem wir sie ein paar Tage nicht gesehen hatten, fragten wir nach, was denn mit ihr passiert sei. Anscheinend hat es die Leute im Projekt gestört, dass die Oma immer auf dem Dach gechillt hat, weil sie eigentlich da war, um die Töpfe zu spülen. Es kam dann zum Streit, weshalb die Oma beleidigt abzog und seither nicht mehr auftauchte. Warum die beiden Köchinnen verschwanden, weiß ich auch nicht, jedenfalls gab es plötzlich eine neue Frau in der Küche. Die plapperte uns immer fröhlich auf Tamil voll und bestand darauf, dass wir Fußkettchen trugen. Nach einer Weile erschien eine zweite Frau, die wohl eher als Küchenhilfe angestellt war und sich aus allem raushielt und mit uns Gemüse schnippelte. Nach den Ferien waren sowohl die Köchin als auch ein junger Mann, der auch immer im Projekt war, verschwunden. Wir haben schon immer vermutet, dass zwischen den beiden was läuft und jetzt sind beide auf einmal verschwunden: das heizt natürlich unsere Fantasie beim Gemüseschneiden gehörig an und wir haben uns die tollsten Geschichten ausgemalt darüber, dass die beiden zusammen durchgebrannt sind. So erhielt  die Küchenhilfe kurzerhand ein Upgrade zur Köchin, allerdings blieb auch sie noch nicht mal einen Monat und war dann plötzlich auch weg. Seitdem kocht Shanti.

Kapitel 6: Die Nachbarn, zweiter Teil

Letztens war mal unsere Wasserpumpe kaputt und wir hatten für ein paar Tage kein fließendes Wasser. Da wir abends doch sehr gerne duschen, fragte ich die Nachbarn, ob sie mir ein paar der Wasserbehälter füllen könnten, die wir bei uns im Haus fanden. Vor der Tür saßen die Nachbarn von beiden Wohnungen und als das Nachbarsmädchen mit dem vollen Wasserkrug herauskam, standen sie und der Rest der weiblichen Nachbarschaft in unserer Wohnung und inspizierten sie. Sogar die Frau aus dem Kiosk hatte mitbekommen, dass es was zu sehen gibt und war gekommen.
Am nächsten Tag putzten wir die Wohnung und die Oma aus dem Nachbarhaus kam vorbei. Sie hatte am Tag vorher nicht unsere Wohnung besichtigt und wollte das wohl noch nachholen, spazierte also, als ich gerade das Wasser ausleerte einfach in unser Haus, durch unser frischgeputztes Zimmer und warf einen Blick ins Bad. Danach murmelte sie etwas auf Tamil und trat den Rückzug an.

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