Letzten Montag waren Annika und ich in unserer
Mittagspause in Mamallapuram, einem Dorf in der Nähe, in dem wir schon manchmal
waren. Es gibt dort eine Menge Reliefs und einen Strand und dadurch viele
Touristen, worauf das Dorf auch ausgerichtet ist. Nun, Annika und ich hatten
dort etwas zu erledigen und spazierten noch durch die Straßen, als uns ein
anderes deutsches Mädchen ansprach: sie wurde gerade von einem Agenten
angesprochen, ob sie nicht Lust hätte, morgen in einem Film mitzuspielen. Es
wurden noch zwei andere Mädchen gebraucht, die sie suchen sollte. Wir gingen
dann zusammen zu dem Agenten, der noch in Mamallapuram war, der schaute uns
kurz an und fand uns passend, wir tauschten Handynummern aus und verabredeten
uns am nächsten Morgen für sieben Uhr an der Straße in Mamallapuram.
Wie wohl auch in Deutschland bekannt ist, gibt
es in Indien eine riesige Filmindustrie. Nach Deutschland gelangen vor allem
die Bollywood-Filme, die in Mumbai produziert werden und ursprünglich auf Hindi
sind. Doch auch in Chennai werden massenhaft Filme produziert, inzwischen fast
so viele wie in Mumbai. Diese werden Kollywood-Filme genannt und sind dann auf
Tamil. Vom Stil her sind sie ähnlich wie die Bollywood-Filme: eine seichte
Geschichte mit Actionszenen, einer Liebesgeschichte und Comedy-Einlagen und
natürlich Musik- und Tanzszenen. Das ganze dauert dann noch drei Stunden und
ist ein Film für die ganze Familie.
In diesen Filmen springen oft westlich
aussehende Statisten herum, die meistens einfach auf der Straße angesprochen
werden und dann einen Tag mit zum Set kommen. Genau so lief es bei uns auch:
Wir wurden am Dienstagmorgen sogar fast pünktlich mit dem Auto (das dritte Mal,
dass ich in Indien mit dem Auto gefahren bin!) abgeholt und fuhren zu einem
Luxusresort in der Nähe. Als erstes bekamen wir mal Frühstück und wurden danach
in unsere Kostüme gesteckt: Sportklamotten und Sportschuhe.
Die Story des Films ist eine Art Dirty
Dancing, nur mit Boxen: Die Heldin des Films kann eigentlich gar nicht boxen,
muss aber einen Wettbewerb gewinnen. Sie trainiert hart und wird immer besser
und verliebt sich (Überraschung!!) in ihren Trainer. Am Ende gibt es ein großes
Turnier, und jetzt ratet, wer das gewinnt: ich!! (haha, kleiner Scherz)
Annika und ich waren Boxerinnen aus Russland
und den USA, Hannah, die andere Deutsche, spielte meine Trainerin. Außerdem gab
es noch ungefähr zehn andere Mädels, die auch Boxerinnen spielten. Ich gebe
ehrlich zu, dass sie besser dafür qualifiziert waren: die Mädchen boxen auf
Landesebene und sahen auch dementsprechend sportlich aus. Insgesamt fühlte ich
mich etwas fehl am Platz: ein Sportfilm mit Liebeseinschlag-Meine Talente in
beiderlei Hinsicht sind ja eher bescheiden.
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Mit einer der Profiboxerinnen |
Wir waren in drei Szenen im Hintergrund zu
sehen: einmal trainiert die Heldin im Fitnessstudio und wir bedienen die
Geräte. Die zweite Szene war sehr amüsant: es sollte ein Training im Stadion
darstellen und wir sollten uns im Hintergrund sportlich betätigen. Während die
Boxerinnen rasant Seil sprangen, auf einen Boxsack einschlugen und Liegestütze
machten, wurde mir so ein Gummi-Expander mit Griffen in die Hand gedrückt (und
eine Jacke angezogen, den Sinn davon hab ich nicht so ganz verstanden). In der
dritten Szene geht es darum, dass die Boxerinnen vor dem Turnier untersucht und
gewogen werden und ich vermute, dass man mich da sowieso nur von hinten sieht.
Ach ja, eventuell sieht man mich einmal noch auf den Stufen der Sporthalle
schlafen (ich war müde…), aber ich hoffe einfach mal, dass wir da nicht zu
sehen sind.
Auch wenn ich nicht die perfekte Besetzung
war, hatten wir eine Menge Spaß. Die Boxerinnen waren begeistert von uns und
versorgten uns mit Snacks und Getränken, wir bekamen gutes Essen und wurden
ständig mit Tee versorgt.
Auch die Schauspielerin, die die Hauptrolle spielt,
war super nett. Ich dachte eigentlich, dass die Stars, hier in Indien Heroes
und Heroines genannt, eine Sonderbehandlung bekommen würden, aber die
Hauptdarstellerin zog sich im gleichen Zimmer wie wir um und war insgesamt
super unkompliziert und machte sich auch selbst die Haare. Allerdings war das
auch ihr erster Film.
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Der Agent fragte auch gleich, ob er sich bei
mir melden könne, wenn er noch mehr Jobs für uns hätte, so stehe ich also in
den Startlöchern für eine Karriere als professionelle Statistin.
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