Ich habe mir diesen Ratschlag also zu Herzen genommen und habe mich gleich am Freitag mit ein paar anderen Leuten aufgemacht nach Neve Shalom (einem Dorf, in dem jüdische und arabische Familien (aber alle mit israelischer Staatsbürgerschaft) zusammen leben, in dem die Kinder zusammen unterrichtet und zweisprachig aufgezogen werden und wo auch Volontäre arbeiten können) und danach nach Abu Gosh, einem arabischen Dorf kurz vor Jerusalem. In der Kirche auf der Spitze des Berges stand angeblich früher einmal die Bundeslade, und manche Archäologen vermuten, dass Abu Gosh das biblische Emmaus war, allerdings behaupten auch noch zwei andere Dörfer das selbe von sich, vermutlich kurbelt das den Tourismus an. Wir hatten gehört, dass es in Abu Gosh den besten Humus geben soll, der schmeckte auch tatsächlich gut, aber im Endeffekt bekamen wir doch eine Art Hausverbot: einige Leute hatten noch arabischen Kaffee bestellt, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen wollten. Der Kaffee ließ aber auf sich warten. Und wir warteten. Und warteten. Wir fragten nach. Und warteten. Und warteten. Und fragten. Und warteten noch einmal. Dann wollten wir fahren – in diesem Augenblick haben sie die Besitzer dann überlegt, den Kaffee doch einmal vorbeizubringen und beschwerten sich, dass wir kein Geld für den Service bezahlt hatten (lautstark!). Unsere Pastorin meinte zu ihm: Wir haben aber keinen Service bekommen – daraufhin begann ein lautstarker Streit, sodass der Großteil unserer Gruppe lieber aus dem Restaurant flüchtete und im Auto wartete.
Am nächsten Tag bin ich mit einem holländischen Ehepaar und Friederike (nein, keine aus Deutschland) zuerst nach Cesarea gefahren (die Hafenstadt, die Herodes der Große vor 2000 Jahren hat bauen lassen), wir haben uns eine Menge alter Steine und die Überreste des Aquädukts angesehen. Der war übrigens interessant, weil man überhaupt nicht sehen konnte, dass es irgendeinen Höhenunterschied gibt, den man ja nun braucht, um Wasser transportieren zu können. Anscheinend beträgt dieser Höhenunterschied aber 8 Meter, aber ursprünglich war die Strecke so lang, dass man nichts davon sehen kann bei den Teilen, die heute noch stehen). Anschließend sind wir noch auf den Karmel (Berg) gefahren und haben in Dalyat el Karmel, dem größten Drusendorf Israels, zu Mittag gegessen (irgendeine Art Pfannkuchen mit Ziegenkäse und Olivenöl). Die Essensportionen in Israel sind übrigens sehr interessant: sie sehen recht klein aus, dass man sich schon Sorgen macht, ob man satt wird – und nach dem Essen ist man nur noch in der Lage, sich langsam über den Boden zu schleppen oder einfach gleich den Berg herunterzurollen. Wir sind noch ein bisschen durch die Straßen gebummelt („German? Good people! Come, come! Special price!!“) und wieder zurückgefahren, aber auf der anderen Seite des Berges, und das hat unsere Routenplanung ein wenig durcheinander gebracht.
Die letzten beiden Tage habe ich auch zum ersten Mal an der Rezeption gearbeitet, das ist sehr verwirrend und etwas gruselig, weil man dauernd das Telefon beantworten und Sachen in den Computer eingeben muss, ohne dass man eigentlich eine Ahnung hat, wie das funktioniert oder welche Sprache das denn nun sein soll, die gerade gesprochen wird. Am Sonntag bin ich mit Christine nach der Arbeit mit dem Fahrrad nach Naharya gefahren, in der prallen Sonne, und mit Fahrrädern, die kein Schloss hatten (bzw: ein Schloss hatten wir schon, aber keinen Schlüssel, um es abzuschließen). Es war also eine leichte Zitterpartie, ob unsere Räder hinterher denn auch noch da sein würden, aber sie waren es tatsächlich. Als wir in der Dämmerung auf dem Rückweg durch Mazra’a gefahren sind, hat gerade der Muezzin vom Minarett sein Abendgebet gerufen:
Gesehen habe ich also tatsächlich schon eine Menge, die Kehrseite ist nur, dass ich noch nicht zum Lesen gekommen bin (10 Tage – anderthalb Seiten, und zwar insgesamt, nicht pro Tag). Na. Ich werde mir ab jetzt eben einfach nur noch Hörbücher kaufen und die beim Betten machen hören.
Grüße nach Deutschland!
(Temperatur: 32 Grad Luftfeuchtigkeit: 90 Prozent)
PS. Was geht denn bei euch ab in Deutschland? Man munkelt hier, 19 Tote bei der Loveparade? Nicht besonders lovely... die fällt jetzt für die nächsten Jahre bestimmt erst mal ins Wasser, was?