Freitag, 6. Februar 2015

Kleine Geschichten auch meinem indischen Alltag, Kapitel 9 und 10



Kapitel 9: Wasser und die Probleme, die man damit haben kann.

Überlegt euch mal kurz, wie oft am Tag ihr den Wasserhahn aufdreht, um euch die Hände zu waschen oder kurz etwas abzuspülen, die Klospülung benutzt, eure Topfplanzen wässert oder die Waschmaschine oder Spülmaschine anmacht. Ganz schön oft, oder? Das wird einem aber erst so richtig bewusst, wenn kein Wasser mehr aus der Leitung kommt.
Um ehrlich zu sein, habe ich noch nicht ganz durchschaut, wie das Wassersystem in unserem Haus funktioniert. Auf dem Dach stehen drei große Tanks, für jedes Haus einer. Es gibt drei Schalter für Wasser, die sinnigerweise nicht im jeweiligen Haus sind sondern draußen und die irgendwie vertauscht sind: wir wohnen jetzt in der dritten Wohnung, müssen aber den Schalter in der Mitte benutzen (da hat sich ja jemand viele Gedanken gemacht). Legt man diesen Schalter um, dann pumpt ein Motor das Wasser hoch in den Tank, von dort aus fließt er dann durch Rohre an der Außenwand runter und dann durch Wasserhähne oder Duschkopf wieder raus. Neben unserem Haus ist ein großer Wasserspeicher, aus dem das Wasser nach oben gepumpt wird. So weit, so gut. Hier die Probleme, die man damit haben kann: 1. Man muss ja eben manchmal diesen Schalter umlegen, um den Motor anzumachen. Manchmal gibt es für ein paar Stunden einen Power cut, das ist dann schon unangenehm. Ja, und manchmal gibt es sogar für den ganzen Tag einen Power cut, das ist dann noch unangenehmer: ohne Strom funktioniert natürlich auch der Motor nicht, ergo hat man dann kein Wasser und sitzt ohne Wasser und Strom in der Wohnung-gibt cooleres.
2. Bis vorgestern hatte unsere Leitung an der Außenwand leider ein Loch. Am Anfang war es nur ganz klein und es tröpfelte nur ein bisschen Wasser raus. Leider wurde es dann immer größer und am Ende hatten wir einen richtigen Springbrunnen draußen am Haus und das Wasser tröpfelte nur noch aus dem Wasserhahn.
3. Dieser Motor ist irgendwie ein bisschen störanfällig. Manchmal funktioniert er einfach nicht, dann wird kein Wasser nach oben gepumpt, dann kommt auch kein Wasser aus der Leitung.
3. Vor ein paar Wochen kam mal kein Wasser mehr und da war der große Wasserspeicher leer. Anscheinend hatte sich die Wasserlieferung verspätet, weil keiner in der ganzen Straße mehr Wasser hatte.
4. Nun verstehe ich diese Begebenheit aber nicht ganz: ich dachte eben immer, dass der Wasserspeicher dann von einem Wasser-LKW gefüllt wird oder so. Aber letztens hatten wir dann mal einen Wasserrohrbruch in der Straße und somit auch kein Wasser! Die Straße war überflutet und man konnte auch bei den Nachbarn kein Wasser mehr schnorren, das war echt uncool. Gelöst haben wir das Problem, indem wir im Projekt geduscht haben und dann abends immer leere 20l-Trinkwasser-Kanister gefüllt haben und mitgenommen.
Nun, eigentlich ist es meistens nicht so schlimm, wenn kein Wasser mehr aus der Leitung kommt, direkt vor unserem Haus ist nämlich ein öffentlicher Wasserhahn, wo man sich seine Kanister füllen kann (hier gibt es extra solche Wasserkanister, die man gut tragen kann) oder man fragt eben bei den Nachbarn. Nur manchmal kommt da eben auch nichts raus und an manchen Tagen hat das Wasser auch eine Farbe (das reicht schon, dass es irgendwie eklig ist) und riecht komisch. Zum Zähneputzen benutze ich lieber unser Trinkwasser… Nachdem wir uns jetzt schon dran gewöhnt hatten, dass wir das Wasser draußen holen müssen, kam am Mittwoch die Hausbesitzerin, klingelte und marschierte schnurstrack auf den Wasserhahn in der Küche zu, drehte ihn auf und es kam tatsächlich was raus- Und das ganz ohne Springbrunnen draußen. Wasser aus dem Wasserhahn erfreut mich seitdem jeden Tag!

Kapitel 10: Spiele

Unsere Kinder haben ja leider nicht so viel Zeit zu spielen. Falls sie dann aber doch mal einen Moment haben, oder ihn sich erschummeln und in der Study time nicht lernen sondern spielen, bin ich immer wieder fasziniert von der Art, wie sie sich Spiele und fehlender Spielzeug einfach ersetzen. So habe ich schon eine halbe Stunde damit verbracht, einem der Jungs eine Papierkugel zuzuwerfen, die er mit dem abgefahrenen Außenspiegel unserer Rikscha wegzuschlagen versuchte. Dann gibt es hier in Indien so ein Spiel, bei dem man mit verschiedenen Spielsteinen versucht, die Steine des anderen in Löcher im Rande des Spielbretts zu schnipsen (ein bisschen wie Billard, nur kleiner und mit flachen Spielsteinen und ohne Stöcke). Bei uns im Projekt gibt es weder ein Spielbrett noch Spielsteine, dafür gibt es ganz viele solche Plakate auf Holzrahmen, auf denen englische Tiernamen oder sowas stehen. Unsere Jungs haben nun einfach eins dieser Plakate genommen und auf der Rückseite das Spielbrett aufgezeichnet. Als Spielsteine werden Spitzer und Creme-Deckel benutzt und los geht’s. Annika und ich schauen meistens nur fasziniert zu, weil wir gegen die Jungs eh keine Chance haben, manche sind echt wahre Meister im Deckel-Schnipsen!

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