Dienstag, 24. Februar 2015

Familien-Abenteuer-Urlaub



Hier eine (kurze?) Zusammenfassung der wundervollen Reise mit meiner Familie:

Station 1: Vayalur

Der Besuch meiner Familie im Projekt war anstrengend, aber auch sehr schön. Ich hatte mir das eigentlich so vorgestellt, dass sie einfach kommen und schauen, wie es so zugeht, aber die Leute im Projekt haben sich das ein bisschen anders vorgestellt als ich. So bekamen wir extra besonderes Essen (Chapati… ich habe schon seit Monaten keine Chapati mehr im Projekt bekommen), das wir dann auch nicht bei den Kindern essen durften sondern im abgetrennten Bereich vor dem Zimmer des Gastvaters. Frühstück am Dienstag wurde uns im Haus gekocht, Shanti und eins der Mädchen waren extra um halb elf noch gekommen, um bei uns zu übernachten. Es gab eigentlich echt keinen Platz mehr, weshalb die beiden in der Küche schlafen mussten. Dass meine jetleggeplagte Familie schon eingeschlafen war und dann wieder aufwachte und teilweise die restliche Nacht dann kein Auge mehr zutat, kann sich kein Inder vorstellen- alle Inder die ich kenne, können immer und überall schlafen und auch nach so einer Störung sofort wieder einschlafen. Nun, ich fand das alles ein bisschen anstrengend und ich hatte es mir eben anders vorgestellt, aber ich konnte sie nicht davon abbringen und es war ja auch nur lieb gemeint. Schön war dann der Dienstagabend, der Gastvater war noch nicht da, weshalb wir eine Weile Zeit hatten, mit den Kindern zu spielen. Die waren ganz begeistert von meiner Familie und wir hatten viel Spaß. Danach gab es noch einen kleinen Gottesdienst (wer hätte das gedacht) und- das war wieder sehr cool- die Kinder hatten ein paar Tänze vorbereitet. Mommy und Daddy, wie meine Eltern hier von allen genannt wurden, waren sehr beeindruckt. Am Mittwoch durften wir dann tatsächlich morgens im Projekt frühstücken und so bekam meine Familie auch noch ein bisschen von unserem 'daily life' mit, somit war ich auch zufrieden.

Station 2: Thazhuthali

Um meiner Familie noch einen Einblick ein anderes Projekt zu geben, fuhren wir am Mittwoch in ein kleines Dorf eine Stunde von Pondicherry entfernt, um das Sristi Village zu besuchen. In diesem Projekt hatte ich vor jetzt schon wieder einigen Monaten mein Wintercamp, vielleicht erinnert ihr euch. Es geht darum, ein inklusives Dorf aufzubauen und das Projekt hat unter anderem eine kleine Schule für behinderte Kinder und ein Stück Land, das in Zukunft einmal für die Versorgung der Community sorgen soll. Besonders beeindruckt war ich damals von Kartik, dem Gründer und Leiter des Projekts und insgesamt habe ich mich sehr wohl gefühlt. Auch diesmal wurden wir von Kartik wieder mit offenen Armen (und einem von der französischen Freiwilligen gekochten Mittagessen) empfangen. Zufällig trafen wir noch einen Mann, der zur Zeit mit dem Fahrrad um Indien herum fährt, um 'awareness for mental health' zu kreieren und der von einem anderen Dorfbewohner zu Kartik geschickt wurde. Nach dem leckeren Mittagessen fuhren wir auf das Land, wo mein Vater sich gleich mit dem Gärtner anfreundete und von da an den ganzen Nachmittag nicht mehr gesehen ward. Ich begutachtete die Veränderungen seit meinem letzten Besuch: Es steht jetzt zwei Hütten auf dem Land, die hauptsächlich aus Lehm und Palmblättern bestehen (weshalb es innen immer angenehm kühl ist), die größere wird auch im Rotationssystem von den Sristi-Leuten bewohnt. Außerdem gibt es jetzt ein paar Solarplatten, die die Wasserpumpe mit Strom versorgen, die Wasser aus dem Brunnen pumpt, der gerade gesprengt wurde, als wir im Oktober da waren ('Geht mal aus dem Weg, die sprengen gleeeei…' Booooooom!!!). Unsere Bananenpflanzen wachsen auch mehr oder weniger gut und es gibt jetzt einen Garten, wenn auch nicht in der crazy kurvigen Form, wie wir in angelegt hatten. Es war wirklich schön, zurück zu kommen und auch im Projekt waren alle begeistert (vor allem von meinem Papa, der ihnen eine Menge Ratschläge geben konnte und seitdem mehrmals darüber geredet hat, mal einen Winter in Indien zu verbringen).

Station 3: Madurai

Wir nahmen den Nachtbus von Pondi nach Madurai und kamen zu einer recht unchristlichen Uhrzeit an (so gegen fünf glaube ich). Wir hatten alle kaum geschlafen und suchten uns deshalb gleich ein Hotel, wo wir noch ein bisschen Schlaf nachholen konnten. Den Donnerstag verbrachten wir praktisch damit, einen Bus für den Freitag zu buchen und zu essen. Außerdem waren wir noch einkaufen, um für meine Mama und meine Schwester ein indisches Oberteil zu besorgen.
Am Freitag suchten wir dann zuerst den Markt (den wir eigentlich bald gefunden hatten: es war einfach so ein Straßenmarkt. Ich hatte das aber irgendwie nicht gecheckt und hielt Ausschau nach einer Markthalle. So fragte ich verzweifelt nach dem Markt, obwohl wir eigentlich schon mittendrin waren) und fuhren dann noch auf den Blumenmarkt. Das war wirklich ein Erlebnis für sich: zwei kleine Gässchen vollgestopft mit Blumenständen, Säcken voller Blüten, Blumenketten und Grünzeug. Die Verkäufer ließen es sich nicht nehmen, uns eine Blume oder manchmal sogar eine Kette zu schenken- am Ende kam ich mir ein bisschen vor wie eine Blumenvase. Meine Schwester bekam sogar von einem der Händler eine neue Frisur verpasst, indem er ihren Zopf flocht und dann mit einem Blumengesteck hochsteckte. Danach schlenderten wir noch hinter dem Markt herum, wo Lagerhallen für Reissäcke waren, bewunderten die Träger, die sich die Reissäcke mit Hilfe von Haken auf den Rücken hieven und dann eine Treppe von aufgeschichteten Säcken hochlaufen, um den Sack oben auf einem Laster abzuladen. Überall wurden wir freundlich angelächelt und es wurde für die Kamera gepost. Danach stand noch ein Besuch in Madurais Hauptattraktion an, dem riesigen Tempel, durch den laut Reiseführer jeden Tag tausende von Pilgern strömen. Irgendwie war das aber nicht so spektakulär wie erwartet, ich habe schon schönere Tempel gesehen und vielleicht war einfach nicht so viel los, aber viele der endlosen Gänge wirkten ziemlich verlassen. Madurai wurde in meinem Reiseführer als eins der Highlights von Südindien, als die heimliche Hauptstadt sogar bezeichnet- so spannend fand ich es da jetzt nicht. Aber für meine Familie war es ein schöner Ausflug in die Stadt, um ein bisschen ein Gespür zu bekommen, wie es so zugeht und danach die Ruhe im Dorf zu loben. Am Freitag stiegen wir dann wieder in den Bus und fuhren nach Kollam im Bundesstaat Kerala.

Station 4: Varkala

Jetzt wundert ihr euch bestimmt, warum wir nach Kollam fahren, wenn wir eigentlich nach Varkala wollen. Nun: in Kollam wollten wir unsere Backwaters-Tour für den nächsten Tag buchen, was wir dann auch bis um neun erledigt hatten, dann nahmen wir den Bus nach Varkala. Varkala ist ein bisschen wie Gokarna (da war ich im November, ihr könnt ja mal ein bisschen zurückscrollen): ein heiliger Ort für die Hindus und von den westlichen Touristen und Aussteigern als spirituell angehauchter Badeort entdeckt. In Gokarna störte mich das nur wenig, vielleicht, weil nicht so viele Inder am Strand waren (der war nämlich weit weg vom Tempel) In Varkala ist der Tempel ziemlich nah am Strand, weshalb sich die Frauen in Saris und indischer Kleidung mit den westlichen Frauen im Bikini mischen. Ich fand das ganze etwas skurril und bin dann auch nur mit T-Shirt ins Wasser gegangen (ok, ich hatte auch meinen Bikini vergessen und musste deshalb in Unterwäsche baden. Aber auch mit Bikini hätte ich mich furchtbar unwohl gefühlt). In Varkala gibt es außerdem die typische Mischung aus Strandrestaurants mit westlichem Essen, gemütlichen Hotels und vielen Geschäften mit hübschen Dingen und hübschen Verkäufern aus Nordindien. Wir verbrachten also unseren Samstag mit baden, im Cafe sitzen und das Treiben am Strand beobachten (besonders in Erinnerung geblieben ist mir folgende Szene: Die Inderinnen sind immer sehr scheu, wenn es darum geht, ins Wasser zu gehen. Ungefähr fünf Mädels in Klamotten hielten also ihre Zehen ins Wasser und zogen sich kreischend weiter hinein, versuchten aber immer wieder, vor den anderen wieder zu flüchten und zu gehen, bis eine ältere Frau im Bikini kam, beherzt eins der Mädchen an der Hand griff und sie weiter ins Wasser zog. Die beiden stürzten sich in die Wellen und bald kamen auch die anderen Mädchen und sie bildeten eine lange Kette aus bunten Kleidern und langen schwarzen Haaren, unterbrochen von der Frau im Bikini, die die Mitte bildete und die anderen hinter sich herzog.) Außerdem waren wir noch fleißig shoppen (ja, ich bin jetzt stolze Besitzerin eines Kaschmirpullis). In unserem sehr hübschen Hotel hatten wir eine Yogastunde für den Sonntag organsiert, weshalb wir uns um acht Uhr morgens mit einem sechzigjährigen Yoga-Lehrer auf einem Dach mit Meerblick wiederfanden und seinen teils sehr unverständlichen englischen Anweisungen folgten (oder es zumindest versuchten). Inhaaaaaaaaale, exhaaaaaale, all body relaaaaaax- next yoga! Über diese Stunde amüsierten wir uns noch die ganze Reise. Nach einem Frühstück nahmen wir den Bus zurück nach Kollam…

Station 5: Kollam

… wo wir zu unserer Backwaters-Tour starteten. Die Backwaters sind eine spezielle Landschaft in Kerala, bestehend aus Flüssen, Seen und Lagunen, die teils künstlich angelegt wurden. Das Leben spielt sich auf kleinen Inselchen und auf dem Wasser ab vor einer wunderschönen tropischen Kulisse mit Palmen und Blumen. Wir hatten ein Hausboot gemietet, das wir dann nur für uns hatten. Es gab zwei Schlafzimmer und sogar eine Duschwanne (wenn auch keinen Vorhang). Nachdem eine Freundin mir erzählt hatte, dass sie mit ihrer Gastfamilie so eine Tour gemacht hatte und das Essen so schlecht war, dass ihre Gastmama das Regiment in der Küche übernommen hat, war ich ein bisschen skeptisch, aber letztendlich war das Essen das Beste, was ich bis jetzt in Indien hatte, die Crew (bestehend aus Steuermann, Maschinenmann und Koch) war super nett und die Fahrt war total angenehm. Auch sehr schön war die Village Tour, bei der wir mit einem kleinen Boot von einem der Dorfbewohner durch die schmalen Kanäle, die man mit dem Hausboot nicht befahren kann, gestakt wurden. Das wurde noch zu einer botanischen Überraschungstour: der Mann zeigte uns Ananaspflanzen (habt ihr euch schon mal überlegt, wie Ananas wachsen? Also ich hab da vorher nie drüber nachgedacht), Papayas und Pfeffer. Schon als ich abends einschlief, merkte ich, dass mir übel war, schob es aber darauf, dass ich so viel gegessen hatte (das Essen war sowas von lecker. Richtig, richtig lecker). Leider ging es mir am nächsten Morgen  nicht besser und ich konnte nichts frühstücken (was mich immer noch ärgert!). Wir nahmen dann den Bus zu unserer nächsten Station:

Station 6: Kochi

Die Busfahrt war nicht besonders angenehm und ich lag die meiste Zeit halb im Sitz. In Kochi angekommen, ließen wir uns zu einem Hotel aus dem Reiseführer fahren und ich fiel ins Bett und stand für den restlichen Nachmittag nicht mehr auf. Es hatte mich voll erwischt: Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen, Bauchschmerzen, Durchfall. Die anderen chillten zuerst eine Weile mit mir, bis ich sie regelrecht dazu nötigte, sich noch einen Tempel anzuschauen (unsere Tempelquote in dieser Reise ist echt richtig gering, verglichen mit meinen sonstigen Reisen). Abends ging es mir dann auch schon besser, ich nahm Tabletten und hatte sogar wieder ein bisschen Appetit. Am Dienstag ging ich mit den anderen probeweise frühstücken. Mir ging es besser, aber bei weitem noch nicht gut. Trotzdem schaffte ich es, den ganzen Nachmittag durch den Altstadtteil von Kochi, genannt Fort Kochin zu laufen. Kochi ist eine Ansammlung aus Stadtteilen auf verschiedenen Inseln und Landzungen, unser Hotel war in Ernakulam auf dem Festland, während man nach Fort Kochin mit der Fähre übersetzt. In Fort Kochin gibt es die berühmten chinesischen Fischernetze, die wie Spinnen über dem Wasser hängen und die wir bei einem Spaziergang betrachteten. Ansonsten schlenderten wir noch in der Altstadt herum, kauften Gewürze und genossen die ruhige Atmosphäre. Eigentlich hätte ich meine Familie am Dienstag schon verlassen müssen: von Mittwoch bis Freitag hatte ich ein FSL-Camp, an dem ich teilnehmen musste. Normalerweise fahren wir da immer alle zusammen hin, aber diesmal musste ich die Reise alleine antreten und ich konnte zwar in der Stadt herumspazieren, hatte mich aber die ganze Zeit bei meiner Mutter untergehakt, falls mein Kreislauf versagen sollte. So traute ich mir so eine Nachtfahrt mit dem Zug – und dann auch noch alleine- noch nicht zu und klärte mit meiner Koordinatorin Rubini, dass ich erst am Donnerstag kommen konnte. So hatten wir dann noch einen Tag mehr, um uns noch den zweiten Altstadtteil namens Mattancherry anzuschauen. Bevor wir allerdings wieder übersetzen konnten (die Fähre ist eindeutig eins der entspanntesten Verkehrsmittel in Indien), gingen meine Mama und ich noch zum Busbahnhof, weil ja mein Zugticket verfallen war und ich leider am Mittwoch nur noch einen Wartelistenplatz im Zug bekam (das heißt: falls jemand storniert, rutscht man einen Platz nach vorne. Ich war am Dienstagmittag beim buchen auf Platz 11, am Mittwoch um zehn immer noch). Ich musste ja auf jeden Fall zum Camp, weshalb wir dann eben noch einen Bus nach Mangalore buchten. Dann setzten wir wieder über und frühstückten lecker, tranken in einem anderen Restaurant noch einen Tee und ließen uns dann mit der Rikscha nach Mattancherry fahren, weil es mir immer noch nicht so brillant ging. Dort schauten wir uns einen Palast an, der zu einem Museum umgewandelt wurde und spazierten dann noch herum. In Mattancherry gibt es einen Synagoge, die aber bis drei geschlossen war: um die Wartezeit zu überbrücken, tranken wir noch einen Frappe (Gönn dir!!). Ich hatte den ganzen Tag immer wieder gecheckt, ob sich etwas getan hatte bei meinem Status im Zug, aber niiiix, also hatte ich mich schon damit abgefunden, doch mit dem Zug zu fahren. Um fünf bei unserem frühen Abendessen erfuhr ich dann, dass ich doch um acht mit dem Zug fahren konnte, hoch lebe die indische Spontanität! Meine Familie brachte mich dann noch zum Bahnhof, wo wir den Abschied frei nach dem Motto kurz und schmerzlos gestalteten (oder es zumindest versuchten) und ich stieg in den Zug. Ehrlich gesagt hatte ich ein bisschen Bammel vor der Zugfahrt allein gehabt, aber ich hatte keinerlei Probleme, nur geschlafen habe ich trotzdem kaum. Der Zug fuhr durch bis Kundapur. Ich hatte mir das ein bisschen so vorgestellt, dass der Bahnhof in der Nähe der Stadt und er Bushaltestelle ist, das war aber leider nicht so. Der Bahnhof ist ungefähr zehn Kilometer außerhalb und um zu einer Bushaltestelle zu kommen, musste ich erst noch zwanzig Minuten laufen. Ich war total erledigt und gar nicht gut gelaunt, aber letztendlich schaffte ich es pünktlich zum Frühstück ins Camp. Ich hatte am Mittwoch erwartungsgemäß nichts verpasst (und hätte auch außer sozialen Kontakten nicht viel verpasst, wenn ich überhaupt nicht gekommen wäre) und verschlief auch die erste Session, weil es mir immer noch nicht ganz gut ging. Viel mehr gibt es über das Camp auch nicht zu sagen. Ich war immerhin gut abgelenkt vom Abschiedsschmerz und ich freue mich natürlich auch immer, die anderen zu sehen.
Fürs Wochenende hatte ich eigentlich mit Lou geplant, noch ein paar (Überraschung) Tempel in der Nähe von Mysore anzuschauen, aber ich war einfach nur noch erschöpft und fertig mit der Welt und so fuhren wir stattdessen einfach noch für einen Nacht nach Mamallapuram, wo wir am Sonntag eine ordentliche Shoppingtour starteten.
Annika ist für diese Woche mit ihrem Bruder verreist, weshalb ich alleine im Projekt bin (am Sonntag fahre ich den beiden hinterher und wir reisen noch eine Woche zusammen). Darauf hatte ich anfangs so gar keine Lust, aber am Sonntag hab ich mich dann abends aufgerafft und bin hingefahren und schon von weitem winkten mir ein paar Jungs vom Dach aus zu und alle Kinder begrüßten mich so begeistert, dass mir schon wieder das Herz aufging. In letzter Zeit hatte ich einen Durchhänger hier und war echt richtig genervt, aber ich kann nur immer wieder feststellen: so schwer es auch sein mag, so kompliziert die Kommunikation und so nervig die Missverständnisse, diese Kinder sind einfach wunderbar und sie machen jeden meiner Tage doch irgendwie schön.
So, das war jetzt mal wieder lang. Noch kurz ein paar Worte zu meinem aktuellen Gefühlsstand: Es geht. Mir ging es in Indien auch schon besser, aber auch schon schlechter. Die zwei Tage ohne Annika habe ich bis jetzt auch gut überstanden- four more days to go, am Samstag treffe ich mich mit Lou wieder in Mahabs und am Sonntag nehme ich den Zug nach Hampi. Für die Zeit habe ich noch einiges vor, gestern habe ich schon alle meine Klamotten von der Reise gewaschen und das ganze Haus geputzt und dann war ich noch im Krankenhaus (weil der Gastvater da gerade in Behandlung ist), heute bin ich jetzt in Mahabs und beantworte endlich mal Nachrichten und albere mit den Kellnern herum. Außerdem muss ich noch ganz viel Tagebuch nachholen, einen Kalender basteln, meine Füße pediküren, ich habe viele neue Bücher und ein bisschen Schlaf könnte ich auch mal gebrauchen. Geht also.

Freuen dürft ihr euch außerdem noch auf einen Gasteintrag meiner Familie, die ein bisschen darüber schreiben werden, wie sie Indien erlebt haben. (Jetzt habe ich es angekündigt, jetzt müsst ihr ran ihr Lieben ;) ) Und hier noch ein Lob an meine Familie: alle haben sich wirklich super tapfer gehalten! Wir haben einige Nächte durchgemacht (unfreiwillig), Indien ist der absolute Schock für alle Sinne, vom deutschen Winter in den indischen Frühling, und das alles für zwei Wochen und ohne Vorbereitungswochenenden-das ist der pure Stress. Aber keiner hat sich beklagt, nicht über das (knoblauchhaltige) Essen, noch über das Chaos, die verrückten Busfahrer oder die Hitze, das viele Reisen, den Müll oder den Dreck. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass sie damit so gut klarkommen und ich muss sagen, dass ich sehr stolz bin, so eine abenteuerlustige Familie zu haben :) <3 p="">

Und: sorry, dass es keine Fotos gibt. Das Internet ist heute sowas von langsam hier! Vielleicht komme ich mal noch dazu, so welche hochzuladen. 

Sonntag, 8. Februar 2015

200 days (of Summer)

Ob ihrs glaubt oder nicht, aber heute sind es genau 200 Tage her, dass ich in Frankfurt ins Flugzeug gestiegen bin- und gerade sitze ich in einem Hotelzimmer und warte darauf, dass meine Familie endlich in Chennai wieder aus dem Flieger steigt, um sie nach 200 Tagen wieder in die Arme schließen zu können!

Freitag, 6. Februar 2015

Kleine Geschichten auch meinem indischen Alltag, Kapitel 9 und 10



Kapitel 9: Wasser und die Probleme, die man damit haben kann.

Überlegt euch mal kurz, wie oft am Tag ihr den Wasserhahn aufdreht, um euch die Hände zu waschen oder kurz etwas abzuspülen, die Klospülung benutzt, eure Topfplanzen wässert oder die Waschmaschine oder Spülmaschine anmacht. Ganz schön oft, oder? Das wird einem aber erst so richtig bewusst, wenn kein Wasser mehr aus der Leitung kommt.
Um ehrlich zu sein, habe ich noch nicht ganz durchschaut, wie das Wassersystem in unserem Haus funktioniert. Auf dem Dach stehen drei große Tanks, für jedes Haus einer. Es gibt drei Schalter für Wasser, die sinnigerweise nicht im jeweiligen Haus sind sondern draußen und die irgendwie vertauscht sind: wir wohnen jetzt in der dritten Wohnung, müssen aber den Schalter in der Mitte benutzen (da hat sich ja jemand viele Gedanken gemacht). Legt man diesen Schalter um, dann pumpt ein Motor das Wasser hoch in den Tank, von dort aus fließt er dann durch Rohre an der Außenwand runter und dann durch Wasserhähne oder Duschkopf wieder raus. Neben unserem Haus ist ein großer Wasserspeicher, aus dem das Wasser nach oben gepumpt wird. So weit, so gut. Hier die Probleme, die man damit haben kann: 1. Man muss ja eben manchmal diesen Schalter umlegen, um den Motor anzumachen. Manchmal gibt es für ein paar Stunden einen Power cut, das ist dann schon unangenehm. Ja, und manchmal gibt es sogar für den ganzen Tag einen Power cut, das ist dann noch unangenehmer: ohne Strom funktioniert natürlich auch der Motor nicht, ergo hat man dann kein Wasser und sitzt ohne Wasser und Strom in der Wohnung-gibt cooleres.
2. Bis vorgestern hatte unsere Leitung an der Außenwand leider ein Loch. Am Anfang war es nur ganz klein und es tröpfelte nur ein bisschen Wasser raus. Leider wurde es dann immer größer und am Ende hatten wir einen richtigen Springbrunnen draußen am Haus und das Wasser tröpfelte nur noch aus dem Wasserhahn.
3. Dieser Motor ist irgendwie ein bisschen störanfällig. Manchmal funktioniert er einfach nicht, dann wird kein Wasser nach oben gepumpt, dann kommt auch kein Wasser aus der Leitung.
3. Vor ein paar Wochen kam mal kein Wasser mehr und da war der große Wasserspeicher leer. Anscheinend hatte sich die Wasserlieferung verspätet, weil keiner in der ganzen Straße mehr Wasser hatte.
4. Nun verstehe ich diese Begebenheit aber nicht ganz: ich dachte eben immer, dass der Wasserspeicher dann von einem Wasser-LKW gefüllt wird oder so. Aber letztens hatten wir dann mal einen Wasserrohrbruch in der Straße und somit auch kein Wasser! Die Straße war überflutet und man konnte auch bei den Nachbarn kein Wasser mehr schnorren, das war echt uncool. Gelöst haben wir das Problem, indem wir im Projekt geduscht haben und dann abends immer leere 20l-Trinkwasser-Kanister gefüllt haben und mitgenommen.
Nun, eigentlich ist es meistens nicht so schlimm, wenn kein Wasser mehr aus der Leitung kommt, direkt vor unserem Haus ist nämlich ein öffentlicher Wasserhahn, wo man sich seine Kanister füllen kann (hier gibt es extra solche Wasserkanister, die man gut tragen kann) oder man fragt eben bei den Nachbarn. Nur manchmal kommt da eben auch nichts raus und an manchen Tagen hat das Wasser auch eine Farbe (das reicht schon, dass es irgendwie eklig ist) und riecht komisch. Zum Zähneputzen benutze ich lieber unser Trinkwasser… Nachdem wir uns jetzt schon dran gewöhnt hatten, dass wir das Wasser draußen holen müssen, kam am Mittwoch die Hausbesitzerin, klingelte und marschierte schnurstrack auf den Wasserhahn in der Küche zu, drehte ihn auf und es kam tatsächlich was raus- Und das ganz ohne Springbrunnen draußen. Wasser aus dem Wasserhahn erfreut mich seitdem jeden Tag!

Kapitel 10: Spiele

Unsere Kinder haben ja leider nicht so viel Zeit zu spielen. Falls sie dann aber doch mal einen Moment haben, oder ihn sich erschummeln und in der Study time nicht lernen sondern spielen, bin ich immer wieder fasziniert von der Art, wie sie sich Spiele und fehlender Spielzeug einfach ersetzen. So habe ich schon eine halbe Stunde damit verbracht, einem der Jungs eine Papierkugel zuzuwerfen, die er mit dem abgefahrenen Außenspiegel unserer Rikscha wegzuschlagen versuchte. Dann gibt es hier in Indien so ein Spiel, bei dem man mit verschiedenen Spielsteinen versucht, die Steine des anderen in Löcher im Rande des Spielbretts zu schnipsen (ein bisschen wie Billard, nur kleiner und mit flachen Spielsteinen und ohne Stöcke). Bei uns im Projekt gibt es weder ein Spielbrett noch Spielsteine, dafür gibt es ganz viele solche Plakate auf Holzrahmen, auf denen englische Tiernamen oder sowas stehen. Unsere Jungs haben nun einfach eins dieser Plakate genommen und auf der Rückseite das Spielbrett aufgezeichnet. Als Spielsteine werden Spitzer und Creme-Deckel benutzt und los geht’s. Annika und ich schauen meistens nur fasziniert zu, weil wir gegen die Jungs eh keine Chance haben, manche sind echt wahre Meister im Deckel-Schnipsen!