Donnerstag, 20. Januar 2011

Lochamei haGetatot

Nach langer Funkstille, die eine recht arbeitsreiche und unweihnachtliche Weihnachtszeit (wenn man bei 20 Grad versucht Weihnachtslieder zu hören, kommt höchstens Übelkeit auf, und auch die ganzen Päckchen mit Lebkuchen und Keksen trudeln auch erst jetzt Ende Januar hier ein) und ein feuerwerksloses Sylvester in Beit haEmeq (mit einem Haufen Israelis, die dafür begeistert der europäische Tradition des Sekttrinkens fröhnten), ist es inzwischen 2011 und seit ein paar Tagen wieder recht warm; zumindest tagsüber, was nichts daran ändert, dass die Temperaturen nachts wieder rapide fallen. Am siebten Januar waren wir trotzdem noch (nur sieben Tage zu spät, typisch israelisch) zum Neujahrsschwimmen im Meer. Rein raus und zurück, steifgefroren.

Alles in allem haben wir also einen ruhigen Januar verbracht, wenn man einmal davon absieht, dass die israelische Armee in den letzten Tagen vermehrt Manöver über dem Norden geflogen hat, seit die Hisbollah sich aus der libanesischen Regierung herausgezogen oder sonst etwas getan hat, so ganz genau ist das hier nicht rauszukriegen. Liegt vielleicht auch daran, dass wir die Nachrichten nicht mehr verstehen können, weil dauernd Flugzeuge dröhnend über unseren Köpfen fliegen.

Anfang dieser Woche hatten wir für zwei Tage das Holocaust-Seminar, das verpflichtend für alle Volontäre ist und in Beit Lochamei haGetaot stattfindet. Es ist ein Kibbutz & Museum, das 1949 von Überlebenden des Aufstandes im Warschauer Ghetto gegründet wurde (übrigens gegen den Willen der israelischen Regierung, weil die der Meinung waren, dass eine Gruppe von Menschen, die innerlich alle so kaputt sind, keine lebendige Gemeinschaft aufbauen können. Konnten sie aber doch, das Kibbutz besteht nämlich immer noch). Bis 1987 war es Deutschen übrigens verboten, das Museum zu betreten, und bis 1996 gab es Führungen für deutsche Gruppen nur abends, nach der offiziellen Schließung des Museums, damit sie auf keinen Fall Juden über den Weg laufen. 

Das Seminar war teilweise sehr interessant, aber oft hatte ich den Eindruck, dass die Frau, die es geleitet hat, große Teile der Geschichte einfach nicht beachtet oder ignoriert hat, damit wir am Ende an dem Punkt rauskamen, an dem sie uns haben wollte. Auch ihre Form der Diskussionsführung ließ zu wünschen übrig, sagte man nicht wörtlich das, was sie hören wollte, ignorierte sie einen plötzlich und fing selber an zu reden. Ich möchte an dieser Stelle auch an den Filmausschnitt aus Inglorious Basterds erinnern, den sie mit uns angucken wollte: in einem russischen Kino abgefilmt, darum russische Untertitel, mit hebräischen Untertiteln noch einmal drübergeschnitten, und die gesprochene Sprache war zum größten Teil blechernes Französisch, was die Diskussion darüber hinterher unnötig erschwerte.

Es war aber sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich der Holocaust in verschiedenen Ländern behandelt wird - in Deutschland natürlich die völlige Überladung damit, bei der man in einen Schuld-Komplex hineingeredet wird. Die Holländer behandeln das Thema kaum in der Schule und haben letztens den Gedenktag für die holländischen Toten im Zweiten Weltkrieg in einen Gedenktag für alle holländischen Toten jemals umgewandelt, die Schweizer haben eigentlich erst angefangen, sich mit dem Thema zu beschäftigen, als Juden ihr Geld von Schweizer Konten wiederhaben wollten, und die Afrikaner sind zu sehr mit ihren eigenen Genoziden beschäftigt, als sich groß einen Kopf um den Holocaust zu machen. Weltgeschichte hängt eben davon ab, auf welchem Kontinent man lebt.

Sehr beeindruckend war auch das Gespräch mit einem polnischen Holocaustüberlebenden, der unter anderem in Birkenau war und während des Todesmarsches zusammen mit fünf anderen Häftlingen fliehen konnte. Er erzählte sehr distanziert, fast schon teilnahmslos von seiner Zeit in den Konzentrationslagern und einem Auffangslager auf Zypern, als er während der Aliyah Bet (der illegalen Immigration nach Israel) von den Engländern erwischt wurde - laut eigener Aussage hat er 1941 zum letzten Mal geweint. Inzwischen ist er verheiratet, hat seinen Namen geändert und spricht kein Polnisch mehr, weil er sich geschworen hat, sein altes Leben hinter sich zu lassen, als er nach Israel kam.

Und auch wenn das jetzt ein krasser Themenwechseln ist: jetzt gehe ich Eis essen. Hier ist's nämlich warm genug dazu. 

Samstag, 8. Januar 2011

Margarita in Bildern.

Und nein, die Isla Margarita ist weder eine Pizza (Nicola) noch ein Cocktail (Johannes), sondern die Hauptferieninsel der Venezolaner, die in der Ferienzeit dann wie gesagt von Touristen nur so ueberschwemmt wird. (Leider wurde unser normaler Computer verkauft, ich schreibe jetzt vom Laptop aus und das hat nicht die Vorzuege des... ues, aes, oes. Es hat nicht mal das spanische n mit dem Kringel drueber.)



Mein 25. Dezember (: Zuerst war es sehr heiss, dann hat es sich zugezogen und in den Bergen im Hintergrund angefangen zu regnen (es gab einen wunderbaren Regenbogen, aber auf dem Bild ist er leider nicht so richtig zu erkennen) und schliesslich kam der Regen auch zu uns (so wie das oft hier ist: man sieht die Wasserwand naeher kommen, ein paar Meter weiter rennnen sie schon, waehrend man selbst noch fuer ein paar Minuten im trockenen sitzt) und es regnete. Und dann noch mehr. Und noch mehr. Und es wurde sehr, sehr kalt. Waehrenddessen haben wir gegessen:


Yummiyummi Fisch. (Ja, okay, ich hatte fritierte... Tintenfischringe oder so, aber der Fisch sieht beeindruckender aus :D Und noch was: meine kleine Schwester isst die Augen. Ich hatte ja eigentlich vor, alles zu probieren, was mir angeboten wird, aber bei Fischaugen hoerte das dann doch auf.)






Die Basilika in El Valle: das ist ein kleines Dorf mit einem Marienbild, und die Virgen del Valle ist die Schutzpatronin von den Fischern und von unserer Region, Oriente, und was weiss ich noch. Es gibt auch den Namen Del Valle, so als Zweitnamen. Eine Freundin von mir heisst zum Beispiel Roxymar del Valle. Es gibt auch noch andere dels, meine kleinen Schwester hier heisst Daniela de Lourdes, genauso wie meine Mutter.





La Restinga. 'Dieser Nationalpark schuetzt die Lagune und einen ausgedehnten Mangrovensumpf mit schmalen, labyrintharigen Kanaelen an seinem westlichen Ende. Das Feuchgebiet ist der Lebensraum fuer viele Vogelarten, darunter Pelikane, Kormorane und scharlachrote Ibisse.'
(Reisefuehrer Lonely Planet)
Es gibt dort einen Strand, man faehrt mit dem Boot hin, durch diese oben genannten Kanaele, die von kleinen Inselchen und langen, im Wasser haengenden Wurzeln begrenzt werden, die mit Austern und Seesternen bewachsen sind. Jeder Kanal hat einen Namen, die meisten heissen etwa Kanal des Kusses, Kanal der Liebe, und so in die Richtung (einer heisst aber einfach nur S, weil er die Form eines S hat. Da war ja jemand sehr kreativ.) Das Ganze ist wirklich wunderschoen und sehr beeindruckend. Dooferweise hat es mal wieder angefangen zu regnen... Aber als wir wieder am Strand ankamen, war das schon wieder vorbei. wir hatten Laurin dabei, und bis auf einen zerschnittenen Fuss von mir (ich weiss auch nicht, ich war die Einzige, die sich geschnitten hat, aber jedenfalls war es ein bisschen schmerzhaft.) hatten wir einigen Spass in den hohen Wellen (von denen ich leider vergessen habe, ein Foto zu machen.)




Mein Schwesterherz. Muss man jetzt nicht so viel dazu sagen, ausser: hey, ich hab eine neue Sonnenbrille (;





Das war der 1. Januar, das Wetter war wieder mal nicht so der Bringer, weshalb wir zuerst im Auto ueber die Insel gekurvt sind. Das Foto entstand auf einer alten Festung, von der man einen wunderbaren Blick ueber die Landschaft hatte.



Mit Valerio, der ja auf Margarita wohnt (ja, ich weiss, ich sehe furchtbar aus, es war der letzte Tag und ich hatte irgendwie keine Lust mich herzurichten.) (Der Hintergrund ist uebrigens der Blick von unserem Balkon.)


Insgesamt war es ein schoener Urlaub, und meine Angst, dass es furchtbar langweilig werden koennte, war eindeutig umsonst, ich hab kein einziges meiner mitgebrachten Buecher angeruehrt. Und das muss schon was heissen.