Samstag, 17. April 2010

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Ende ohne Schrecken

Hier eine kleine Auswahl von möglichen Horrorszenarien, die uns freundlicherweise ausreichend von Freunden & Verwandten zur Verfügung gestellt worden sind:

Anna-Lena…
…verliebt sich in einen ultraorthodoxen Juden, heiratet ihn, zieht nach Mea Shearim, muss sich die Haare abrasieren und bekommt sieben Kinder.
… wird von einem Hamas-Suizidbomber in die Luft gesprengt
… verschwindet spurlos (da von einer libanesischen Widerstandsgruppe entführt, der sie fortan die Wäsche waschen und Ziegenkäse herstellen muss)
… wird von einem Mossad-Mitglied in Gewahrsam genommen, nachdem ein Mitarbeiter der israelischen Regierung unseren Blog gelesen & für unangemessen befunden hat (wen wundert's bei solchen Einträgen).

Sofia…
…erfährt vier Tage vor ihrem Abflug, dass ihre Gastfamilie auf einer Ölbohrinsel vor der venezolanischen Küste lebt
… muss auf einer Marihuana-Farm leben und ihr Gastvater, der örtliche Ansprechpartner der kolumbianischen Drogenkartelle, zwingt sie, in Caracas zu dealen
… ihr Gastvater ist mit der politischen Lage unzufrieden und sie verliebt sich in ihren gutaussehenden und Salsatanzenden (vergleiche Xavier aus Dirty Dancing 2), aber tragischerweise in einer oppositionellen Untergrundbewegung engagierten Gastbruder

Horrorszenario Nummer 8: Niemand liest unseren Blog.

Wer sind wir, und wenn ja, wie viele?


Wer wir sind: kommunikationsbedürftige Cousinen mit Drang zum Auswandern.
Wenn ja: Ja.
Wie viele: Zwei.

Neben französischen unregelmäßigen Verben und den drei binomischen Formeln wird einem in der Schule heutzutage ja vor allem eins vermittelt: in unserer globalisierten Welt ist es nahezu unverzichtbar, die eine oder andere fließend gesprochene Sprache sowie mehrere Visastempel in seinem Reisepass vorzeigen zu können. Welche Gelegenheit wäre günstiger als die Zeit vor bzw. nach dem Abitur, um diese Dinge in Angriff zu nehmen?
Nach zahlreichen mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen (die Betonung liegt auf weniger), anderen Menschen zu erklären, warum es uns nicht nach Amerika, land oft the free (und Starbucks & McDonalds), zieht, werden wir nun im Juli bzw. September günstige Alternativen beim Schopfe ergreifen und für ein Jahr den kleinen, unbedeutenden Rest der Welt erkunden.
Nach ausgiebigem Sicherheitsprozedere wird Anna-Lena am 18. Juli 2010 nach Nes Ammim fliegen, dem einzigen christlichen Kibbutz hoch oben im Norden Israels, zwanzig Kilometer vom Libanon (hoffen wir auf eine bombenfreie Zeit) und fünf Kilometer vom Mittelmeer (hoffen wir auf viel Sonne) entfernt.
47 Tage später – also am 3. September 2010 – folgt Sofia (ebenfalls vom Frankfurter Flughafen aus) nach und macht sich auf den Langstreckenflug nach Caracas, der Hauptstadt von Venezuela, um sich von dort aus nach Barcelona zu begeben, und nein, es ist nicht die spanische Stadt gemeint.
Ein Jahr also werden wir nicht zu Hause, aber dafür hoffentlich von allzu schwerem Heimweh und Sehnsucht nach Freunden und Familie verschont sein. Immerhin gibt es unglaublich viele Dinge, die wir neu erleben & sehen können (wie zum Beispiel: Salsa tanzen. Auf Kamelen durch die Wüste reiten. Im Mittelmeer schwimmen. Uns auf Spanisch/Hebräisch/Arabisch radebrechend durch die Gegend schlagen. Durch den Regenwald streifen - um nur einiges zu nennen (natürlich alles nur, um euch dann postwendend hier davon zu berichten)).
In dem Sinne,
hasta luego & shalom,
Sofia & Anna-Lena (: